Stereotomie
(Steinkonstruktion).
Zwecklich-Formelles.
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Das
Gesetz
der Verkettung
der Strukturtheile.
Das massive (d. h. durchaus aus Quadern zusammengefügte)
Gemäuer und die Steinarchitektur überhaupt hat sich erst schritt-
weise aus der viel älteren Inkrustation der Erdwälle oder Lehm-
ziegelgemäuer entwickelt-f wozu man zuerst bei Terrassenwerken
sich der Steine bediente. Diese Steinbekleidungen waren
stilistisch von der Kunst des Wandbereitens (Textrin) abhängig,
einmal in ganz allgemein-formalem Sinne als Decken (siehe 8
des ersten Bandes), zweitens in technisch-historischem Sinne, weil
die Symbolik jeder Decke, nach ältester Tradition, aus Zier-
formen besteht, die aus den Prozessen des Webens, Flechtens,
Stickens, Saumens etc. hervorgingen oder ihnen entsprechen.
Dazu kommt noch, dass in Wirklichkeit jede wohlkonstruirte
Mauer in der Verkettung seiner Elemente eine Art vonx Gewebe
oder, nach anderem Prinzip des Konstruirens, eine Art von Ge-
flecht ist und so erscheint.
Hiernach ist in den Hauptstücken 3 und 4 des ersten Bandes
fast alles enthalten, was sich über das Gesetz der Verkettung
der Steine im Gemäuer in kunstformaler Beziehung sagen lässt,
und kommt es nur darauf an, deren Inhalt auf den gegenwärtigen
Gegenstand anzuwenden, welches dem sinnigen Leser überlassen
bleiben darf, schon wegen der Menge des sich aufdrängenden Stoffs,
der noch zu behandeln ist. Doch gestalten gewisserVer-hältnisse
sich hier anders, worüber aber auch schon in dem Vorhergehen-
den Aufschluss enthalten ist. Das bindende und verkettende Prin-
zip wirkt hier nur von oben nach unten und umgekehrt, nicht
nach allen Seiten; dieser Umstand hat Einfluss auf die dekorative
Behandlung der Struktur. Z. B. darf die Umsäumung eines
Qlladergemäuers nicht nach gleichen Prinzipien ausgeführt werden
wie bei einer Decke. Weder darf die obere Umsäumung der
unteren, noch sollen die Seitensäume einer von beiden ersteren
gleich sein. Die obere Umsäumung ist Krönung, die untere
ist Basis: Trägerin des Ganzen, daher stärker, kräftiger, aus.
Wäre ihm letzteres dennoch gelungen, so hätte er dafür den Alleinbesitz sei-
ner Kunst zum Lohne gewonnen, denn niemand ausser ihm würde sie so bald;
verstehen. Hierin zeigt sich die Baukunst eben so unbeugsam konservativ wie
die Musik.
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Das Mehrere hierüber