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Neuntes Hauptstück.
sind und als selbständige Einheiten zum Theil ihre quantitative
Geltung verlieren.
Dieses Mittel durch Verminderung der Einheitsnorm das Ganze
scheinbar zu vergrössern, hat also bei grossen Monumenten seine
optischen Grenzen.
Aber auch bei kleinen Monumenten findet es nur beschränkte
Anwendung, weil ein Minimum dieser Norm durch die Natur der
Stoffe gegeben ist.
Ferner wirken die Einheiten nicht blos als geometrische Grös-
sen rein optisch, sondern zugleich als Massen, in dynamischem
Sinne, durch das Auge auf den Geist; dieser Eindruck kann
durch formale Behandlung und Art des Zusammentretens dieser
Einheiten bedeutend vermehrt werden.
Die optischen und dynamischen Wirkungen gehen aber
nicht Hand in Hand, vielmehr bilden sie Gegensätze, deren Ver-
mittlung zu den richtigen Verhältnissen der Einheitsnormen unter
einander und zum Ganzen führt.
Nicht nur die Verhältnisse an sich, sondern auch die Verhält-
nissgesetze ändern sich nach den absoluten Grössen und nach
den Charakteren der Bauwerke, an denen sie Anwendung finden.
Aber ähnlich wie in der Musik die Zahl der Tonintervallen und
der Tonarten unendlich wäre, hätte die Kunst sie nicht auf
wenige reducirt, um sie beherrschen zu können, eben so hat die
Baukunst sich bestimmte Kanones der Verhältnisse mehr oder
minder willkürlich festgestellt, die zwar zunächst nur die Tek-
tonik betreffen, die aber nach dem harmonischen Gesetz, das alle
im Bauwerke zusammentretenden Momente der Gestaltung durch-
dringt und verknüpft, auch auf den Fugenschnitt Anwendung
linden.
Man setzte die Normen der Quader in bestimmte Be-
ziehungen zu den Modulen und Normen der Säulenordnungen,
die dem Charakter und Inhalt des Gebäudes oder Gebäudetheiles
entsprechen, an dem die Quader vorkommen. 1
1 Wer den Zwang der Säulenordnungen abwirft, muss sich dafür einen
anderen Kanon schaffen, oder Charakter und subjektiven Ausdruck in der
Baukunstlgeradezu verleugnen, ihr nur das Recht allgemein-typischen Inhalts
.zu_erkennen. Wer keinerlei Fesseln kennt, dessen Kunst zerfährt in form-
und bedeutungsloser Willkür.
Der vermeintliche Erfinder eines neuen Kanons hätte sich jedoch besten
Falles am Ende nur selber getäuscht und das Wesen des alten nicht verändert,