(Steinkonstruktion).
Stereotomie
Zwecklich-Form elles.
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Sie enthalten den sichersten Aufschluss über das jedem Baustile
Eigenthümliche, sowie über den Kulturzustand der bauenden
Völker und Zeiten, der sich in ihren Denkmälern abspiegelt oder
verbildlicht.
Millionen Sklavenhände drückten sich ab an jenen öOfüssigen
Steinblöcken der syrischen Bollwerke, der Pyramiden und sonsti-
gen Werke Aegyptens.
Das im Mass beschränkte, aber vollkommene is0d0n1e Ge-
mäuer der Griechen ist Ausdruck hellenischer Weise in ihrer
idealen Höhe und räumlich-materiellen Begränztheit.
Das mächtige Römerwerk, unbegrenzt durch Rücksichten auf
Mittel und Raum, sparsam im Abweisen alles Zwecklosen, in
folgerechtester Benützung der Mittel und Wege, die am nächsten
und rasohesten zum Ziel führen, ist ein Ergebniss der Steinkon-
struktion in ihrer grossartigsten raumbestimlnenden Auffassung,
bekundet zugleich seinen Charakter in mehr äusserlich dekora-
tiver WVeise durch das Zurschaugcben des {kräftigen aber mass-
innehaltend-praktischen Fugenschnitts.
Entvölkerung, Armuth, Verfall der Wege und Wasserstrassen,
Verlust der alten Bautraditionen und der mechanischen Künste,
führten das frühe Mittelalter zu dem niedrigen Quaderwerk mit
starken Kalkfugen, das wieder ein wichtiger Schlüssel zum Ver-
ständniss der mittelalterlichen Bauweisen ist, sowie es die Zeiten
eharakterisirt.
Doch dieses Thema gehört schon in das technisch-historische
Kapitel der Stereotonlie, mehr noch in den dritten Theil, der über
die Baustile handelt.
Die Dimensionen der Werkstücke sind aber nicht bloss für
den allgemeinen Typus eines Baustils bedeutsam, dem eine be-
stimmte mittlere Norm derselben angehört, sie sind es auch für
den Charakter und den Ausdruck der verschiedenen Arten
und Individuen unter den Werken der Baukunst, mögen sie die-
sem oder jenem Stile angehören. Diese Frage hält sich gewisser-
massen unabhängig vom Stoftlich-Historischen und gehört ganz
hierher.
Im Allgemeinen machen kleine Einheiten, woraus ein Ganzes
besteht, wenn sie sichtbar hervortreten, dieses gross erscheinen;
bis zu einer Grenze, wo sie von demjenigen Standpunkte aus, der
für den Uebcrblick des Ganzen der günstigste ist, nicht mehr wirksam