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Hauptstück.
Fünftes
Darstellung, deren bleierncs Duplikat in Innsbruck ist. Andere
Beispiele: die Schüssel des Herzogs von Mantua in Bologna und
eine prachtvolle Taufschüssel zu Gotha. Man vergleiche hierüber
die Kataloge der an derartigen Gefässen reichen Kunstkammern
zu Berlin, München und Wien.
Ich berühre noch zuletzt, freilich etwas ausser der Reihe, jene
schöne Auswahl antiker Bassins und Brunnenschalen aus Granit,
Porphyr und anderen kostbaren und harten Stoffen von zum Theil
kolossalen Verhältnissen, welche die Sammlungen und Paläste Ita-
liens schmücken und die zum Theil auch niedrig befusste und unten
abgeflachte Pateren sind. Als Bei-
spiel sei hier die Skizze der gros-
"-5 sen Schale beigefügt, welche
im Mittelalter zu Pestum gefun-
den, lange den Vorhof der Kathe-
Brunnenschale aus Pestum. dralß VOII 83161110 schmückte
und nun in der Villa reale bei
Neapel als Brunnenbassin dient. Andere antike Bassins dieser
Gattung findet man im Piranesi, im Mus. Borbonico, in R0ccheg-
gianfs Raccolta, 1 und in sonstigen antiquarischen Kupferwerken.
e, Schalen mit hohem und mit ihnen in Eins vexr-
bundenem Fussgestelle.
Diese sind zwar nicht prinzipiell von den Schalen mit kon-
vexerUnterfläche, die zuerst besprochen wurden, verschieden, da
der Fuss immer als ein äusserlicher Zusatz (wie bei letzteren die
incitega,) betrachtet werden darf, indessen hat diese hochfüssige
Schale durch die Kunst ihr eigenes Gebiet erhalten, worauf sie
unter dem Namen des Kelchs (xülüg, tazza, coupe,) erscheint. 2
Sie ist eine der beliebtesten Formen der Renaissance, stammt
aber aus dem höchsten Alterthume, was zahlreiche Darstellungen
derartiger Tassen auf assyrischen Reliefs beweisen. 3
Auch den Griechen diente diese Form theils zu Trinkgeschirren
1 Das nützliche Werk heisst: Raccolta di cento tavole rappresentanti
i costumi religiosi civili e militari degli antichi tratti degli antichi
monumenti da Lorenzo Roccheggiani ohne Jahreszahl und Druckort.
2 Das Wort Kelch steht hier nur als Aequivalent für uültg und darf nicht
an die nach Aussen geschweifte Form des Kelchs gewisser Blumen erinnern,
In der That sind die ältesten antiken und christlichen Kelche schalenförmig
und keineswegs auswärts geschweift.
R Siehe Holzschnitte auf Seite 16 und 17.