Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

368 
Neuntes 
Hauptstück. 
und andere ähnliche frisirte Naturmotive sind gefährliche Vor- 
bilder, obschon ich sie nicht für alle Fälle und absolut verwerfen 
möchte. S0 z. B. geben die Eiszapfen- und Tropfsteinquader 
einem Grottenbaue eigenthümlichen Charakter. 
Eine Art von Damascinirung des Spiegels durch flachvertiefte 
Muster, verbunden mit Gemmenschmuck, wozu Farbe und Ver- 
goldung noch bereichernd hinzutreten, brachte die Spätrenaissance 
auf. Vielleicht ist dieses Motiv der Quaderdekoration durch Bild- 
nerei und Farbe eins der glücklichsten. Unbestrittene Berechtigung 
hat jedenfalls der malerische und bildnerische Schmuck des Spiegels 
in den Fällen wo die beiden in ihm thätigen Kräfte, Druck und 
Gegendruck, entweder gar nicht oder nur wenig in Betracht kom- 
men, wie an Fussboden- und Wandtäfelungen , auch an Kachel- 
öfen. Darüber noch Einiges weiter unten. 
Dekoration der Fugen. 
Bei den Alten wurden sie oft durch Farben von den Spiegeln 
unterschieden, ja sogar vergoldet. Bekannt ist die, allerdings 
unklare, Mittheilung des Plinius über die goldeingefassten Quader 
einer Cellamauer zu Kyzikos. Man darf sie dekorativ als Band, 
als Saum, auch als Naht behandeln, z. B. einen Mäander oder ein 
Flechtwerk herumführen (Vgl. Bd. I.  6 und  18 bis mit  21). 
Wird ein Bindemittel (Kalkmörtel) zur Verkittung der Quader 
gebraucht, so kann auch dieses eine zierende Form annehmen. 
So z. B. lässt der Holländer und Niederdeutsche aus den Fugen 
des sorgfältig gemauerten Ziegelwerks einen künstlich mit der 
Kelle geformten Rundstab aus weissem Kalk hervortreten. 
Verankerungen der Quader. 
Auch sie sind einer dekorativen Behandlung fähig, wie so 
manche schöne Beispiele davon aus dem Mittelalter darthun. Das 
Prinzip ist dabei leicht fasslich. Die Alten vermieden, wie ich 
zeigte, derartigen Schmuck der Mauer, der die absolute Halt- 
barkeit der letzteren zweifelhaft erscheinen macht. 
g. 163. 
Verhältnisse der Theile zu einander und zux 
 Verkettung. 
a. Verhältnisse der Theile zu 
Die 
zum Ganzen. 
Das Gesetz ihrer 
einander. 
Das anorganische Gesetz, das in der Mauer sich bethätigt, 
wird durch eine künstlerische Verwerthung dessen, was struktive
	        
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