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Neuntes
Hauptstück.
und andere ähnliche frisirte Naturmotive sind gefährliche Vor-
bilder, obschon ich sie nicht für alle Fälle und absolut verwerfen
möchte. S0 z. B. geben die Eiszapfen- und Tropfsteinquader
einem Grottenbaue eigenthümlichen Charakter.
Eine Art von Damascinirung des Spiegels durch flachvertiefte
Muster, verbunden mit Gemmenschmuck, wozu Farbe und Ver-
goldung noch bereichernd hinzutreten, brachte die Spätrenaissance
auf. Vielleicht ist dieses Motiv der Quaderdekoration durch Bild-
nerei und Farbe eins der glücklichsten. Unbestrittene Berechtigung
hat jedenfalls der malerische und bildnerische Schmuck des Spiegels
in den Fällen wo die beiden in ihm thätigen Kräfte, Druck und
Gegendruck, entweder gar nicht oder nur wenig in Betracht kom-
men, wie an Fussboden- und Wandtäfelungen , auch an Kachel-
öfen. Darüber noch Einiges weiter unten.
Dekoration der Fugen.
Bei den Alten wurden sie oft durch Farben von den Spiegeln
unterschieden, ja sogar vergoldet. Bekannt ist die, allerdings
unklare, Mittheilung des Plinius über die goldeingefassten Quader
einer Cellamauer zu Kyzikos. Man darf sie dekorativ als Band,
als Saum, auch als Naht behandeln, z. B. einen Mäander oder ein
Flechtwerk herumführen (Vgl. Bd. I. 6 und 18 bis mit 21).
Wird ein Bindemittel (Kalkmörtel) zur Verkittung der Quader
gebraucht, so kann auch dieses eine zierende Form annehmen.
So z. B. lässt der Holländer und Niederdeutsche aus den Fugen
des sorgfältig gemauerten Ziegelwerks einen künstlich mit der
Kelle geformten Rundstab aus weissem Kalk hervortreten.
Verankerungen der Quader.
Auch sie sind einer dekorativen Behandlung fähig, wie so
manche schöne Beispiele davon aus dem Mittelalter darthun. Das
Prinzip ist dabei leicht fasslich. Die Alten vermieden, wie ich
zeigte, derartigen Schmuck der Mauer, der die absolute Halt-
barkeit der letzteren zweifelhaft erscheinen macht.
g. 163.
Verhältnisse der Theile zu einander und zux
Verkettung.
a. Verhältnisse der Theile zu
Die
zum Ganzen.
Das Gesetz ihrer
einander.
Das anorganische Gesetz, das in der Mauer sich bethätigt,
wird durch eine künstlerische Verwerthung dessen, was struktive