Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Achtes 
Hauptsti 
iuk. 
Holzes, zumeist in Verbindung mit Steinstrukturen, vorfinden, 
in denen sich antike Üeberlieferungen wieder erkennen lassen. 
Bevor wir von denselben handeln, möge noch das südliche 
Tyrol, ein mehr romanisches als deutsches Land, als der Sitz einer 
eigenthümlichen durch den Steinstil modificirten Holzarchitektur 
Berücksichtigung finden. Dort, in der Gegend von Meran, Botzen 
und Roveredo, ist der Etagenbau häufig massiv, während das 
Dachwerk mit dem Giebel ein verziertes Holzgeschränk bildet, 
das so eingerichtet ist, dass dadurch ein weit offenes unverglastes 
Seitenoberlicht für ein bedecktes Atrium in der Mitte des Hauses 
gewonnen wird. So erinnert diese gewiss antik traditionelle Ein- 
richtung an das ägyptische Malkaf, an den Windfang, mit Hülfe 
dessen die Sonnenhitze ausgeschlossen und zugleich der kühle 
Luftzug in den inneren Hof der Häuser geleitet wird, dessen Vor- 
bildcr auch schon auf den Wandmalereien der Gräber aus derl 
Zeiten des alten Reiches vorkommen. Das so beleuchtete, mit 
einem sehr künstlichen sichtbaren Dachstuhle bedeckte Atrium 
geht durch alle Etagen hindurch, enthält die Freitreppen und für 
jede Etage die nöthigen Galerieen zur Verbindung der Piecen. 
(S. z. Vergleichung oben  145 über das Atriuni.) 
Meines Wissens ist noch nirgend dieser gewiss merkwürdigen 
Bautradition die ihr gebührende Aufmerksamkeit zu Theil geworden. 
Nächstdem bietet Toskana manche interessante Motive der 
äusseren Holzarchitektur, die gleichfalls der ältesten Tradition 
dieses Landes angehören;  die Hetrusker werden gerühmt als 
sehr geschickte Holzarchitekten. 
Das berühmteste ziemlich frühe Beispiel einer sehr gelehrten 
Dachkonstruktion (offenbar nach antiker Inspiration, da sie ganz an 
jene bereits erwähnte Thorbedachung erinnert, die den Gegenstand 
einer lateinischen Bauinschrift bildet), ist das Konsolendach des 
Bigallo in Florenz, 1 nach muthmasslicher Angabe ein Werk des 
Orgagna, also der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts angehörig. 
Dieses Beispiel steht nicht vereinzelt, denn man findet ähnliche 
vorgekragte Dächer besonders häuiig über alten Thorwegen (Ein- 
gängen zu Klostergärten), vornehmlich zum Schutze der Malereien, 
womit das obere Mauerwerk über dem Thürbogen geschmückt ist. 
Bemerkenswerth sind auch die weit ausragenden Holzgesimmse 
verschiedener Paläste Toskanafs, mit mehrfach wiederholtem Kon- 
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