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Hauptstück.
Achtes
liehen mobilen Hausraths,
laber u. s. w. 1
der
Sitzbänke ,
Sessel,
KandeA
1 Viollet-Le-Duc theilt dieses günstige Urtheil über das Möbelwesen der
Renaissance bis in das 18. Jahrhundert hinein. verglichen mit dem gothischen,
wenigstens der Spätzeit. Dieser Architekt, mit dem ich in sehr vielen Punkten
übereinstimme, wird verzeihen wenn ich die betreffende Stelle seines Buchs
hier citire (Erster Theil des Mobilier Francais, S. 287): "Man weiss, wie gross
im 15. Jahrhunderte der Luxus des burgundischen Hofes war. Er wurde nur
übertroffen von dem Aufwands an dem französischen Hofe nach der Rückkehr
Karls VIII. von seiner italienischen Expedition. Man hatte jenseits der Berge
Ideen der Grossartigkeit gefasst, welche auf Baukunst, Möbel, Kleider und
Etikette stark einwirkten. Während des I5. Jahrhunderts hatte die Ueber-
raffinerie des herrschenden Geschmacks allen Dingen einen Anstrich von
Magerkeit und Dürftigkeit zugetheilt, so reich sie auch sonst durch Skulptur.
Malerei und reiche Stoffe ausgestattet waren. Unter Karl VI_II. änderte sich
das plötzlich. Die Möbel besonders, sowie die Art sie zu drappiren, wurden
voller; die Geschicklichkeit des französischen Handwerkers warf sich mit aller
Vorliebe auf die neue Mode, indem er alle seine früher erworbenen Mittel
dabei geltend zu machen wusste. Die breitere Behandlung blieb dabei der
möglichsten Vollendung in der Ausführung unterworfen. Diese Geschmacks-
änderung trat zuerst an dem Hofmobiliare hervor. Diess nahm einen Stil der
Griisse an, der in die Baukunst noch nicht sogleich eindringen konnte. Die
Malereien, die Vignetten und die Kupferstiche vom Ende des 15. und vom
16. Jahrhundert haben uns Darstellungen jener Prachtmöbel erhalten, die
in der Anlage, in der Quantität (Fülle), in der wohlberechneten Wirkung ge-
wiss weit über den gothischen Möbeln, unter Charles VII. und Louis XI. stehen.
Die malerische Disposition der Draperieen, ihre Fülle deuten auf das Ver-
ständniss des wahren Luxus. In dieser Beziehung können wir die Werke
jener Zeit nicht genug studiren; selbst diejenigen des ]7.Jahrhunderts sind in
dem gedachten Sinne noch lehrreiche Vorbilder. Heutzutage entsprechen un-
sere Prachtmöbel nicht mehr unseren Sitten, sind sie entweder kleinlich oder
theatral. Sie passen weder zu unseren engen Kleidern noch zu unseren bürger-
lichen Gewohnheiten; sie sind mit Ornamenten überladen, deren Bestimmung
und Symbolik man nicht versteht; ihre Draperieen zeugen selten von irgend
einer genialen Idee, aber nur zu oft von der Anstrßngung des Täpeziefi mit
seiner theuren Waare sparsam zu haushalten. Damit ein Luxusmöbel wahr-
haft reich und gross erscheine, muss seine Konstruktion klar, einfach sein;
der Reiehthum besteht nicht in gesuchten Kümbinatlßllen, sondern in der Fülle
und in der richtigen Vertheilung der Verzierungen. Man muss aber auch
nicht das Breite mit dem Grossen verwechseln. die Uebertreibung des Mass-
stabes der Details für Magniiicenz und Majestät halten. Das Volle und Breite
hat bei Staatsmöbeln den Nachtheil den Hallptgegenstalldi die Pers 0111 zu
verkleinern.
Die Möbelkunst vom Anfange der Renaissance hatte das Verdienst,
dürftige Ziererei der letzten gQLhiSChGII Epoche zu beseitigen, ohne in
die
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