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Achtes
Ilauptstüuk.
eingelegten Mustern und Arabesken der indischen Elfenbeinkäst-
ehen so auffallend an Giotto und seine Zeit erinnert. 1
1 Es fehlt noch an einer umfassenden Geschichte der Kleinkünste Ita-
liens, trotz ihrer Wichtigkeit und ihres mächtigen Einflusses auf den Gang
der höheren Kunstgeschichte. Um so erwartungsvoller sehen wir dem Er-
scheinen der Geschichte der Renaissance in Italien von Prof. Jacob Burkhardt
in Basel entgegen, einer Arbeit, deren Bedeutung sich schon aus des Autors
Cicerone verkündet, welches Reisehandhuch auch über die Kleinkiinste viele
nützliche Winke und werthvolle Daten enthält. Leider sind Burkhard's Schrif-
ten Kaviar für die Menge, ist ihm der sogen. populäre, d. h. für Denkfaule
berechnete, moderne Butterbemmenstil nicht geläuflg. Einige italienische Holz-
schnitzwerke und Intarsds gibt Gruner: Ornamental Art. Vortreffliche Dar-
stellungen italienischer und belgischer Holzgetäfel nebst anderem Hierherge-
hörigen in: L'Architecture du Vme an XVIImß siecle et les arte qui en depen-
deut, par Jules Gailhaband. Die Holzschnitzereien des Stefann da läergamn
in dem Chore von St. Pietro in Perugia sind erschienen zu Rom 184.5.
Aus der gothischen Friihperiode sind die Chorstühle des Domes von Or-
vieto zwar nicht die ältesten aber wegen der eingelegten Arbeiten und Halb-
figuren an ihnen die bemerkenswerthesten (S. Gailhabaud).
In der Renaissanceperiode wetteifern Klöster und Innungerl miteinander
in der Ausübung der Kunsttischlerei kirchlicher und profaner Bestimmung. It's
entstehen Gestiihle, Kanzeln, Kandelaber, Lesepulte, Orgellettner, Wand-
schränke, Thiiren, Plafonds und Wandgetäfel, an denen das Schnitzwerk zumeist
nur auf die struktiven Theile, das Intarso auf das Füllwerk verwandt ist. Gin-
liano da Majano (in 1450). Giusto und Minore, seine Gesellen, Benedetto du
Majano sein Neffe, Baccio Cellini und Girolamo delle Cecce werden von Va-
sari als die geschicktesten Varquetteriearbeiter bezeichnet. Auch Brunelesco
und Donatello verschmähten es nicht, in der Tischlerei ihre Kunst zu be-
thätigeil. (Getäfel der Sakristei zu Sta. Croce, zu dem Burkhardt bemerkt,
dass nirgend mehr wohl die Intarsia mit so feinem Bewusstsein. abgestuft vom
feinsten fast bloss kalligraphischen Band bis zum reiehbewegten Hauptfries,
hervortritt. Das Relief beschränkt sich auf die Pilaster und die Hauptglieder
des Simmses). Baccio D'Agnolo schliesst das Jahrhundert. Sein Werk sind
die Chorstühle von Sta. Maria Novella.
In fast noch glänzender-er Weise als zu Florenz bethätigt sich die Ebe-
nisterei in Norditalien: zu Venedig (Kirche dei Frari, halbgothisch, von
Marco da Vicenza. 1468, S. Zacharia, Chor von S. Stefano, Decken im
Dogenpalast, Akademie, Bilderrahmen), Padua (Stahlwerk im Chor von
Sta. Giustina, Kapelle S. Prosdocimo). V3") 11a (Chor von Sta. Anastasia,
das schöne Werk des Fra Giovanni da Verona in der Kirche seines Klosters
Stä-l- lliafiä in Organe. woselbst auch von ihm hölzerne Kandelaber, Lettner
und andre Kirchenmöbel, herausgegeben von Gailhabaud), Parma (halbgothi-
sches Stahlwerk v. J. 1473 von einem Meister Cristofero, Bilderrahmen des
Altarblattes im Battistern und in der: Kapellen von S. Giovanni, 'l'hiir des
Dülllßli Brescla (Chßr von S. lirancesvu, lialhgothiscli, dasellist ein glanz-