Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Auhms 
Hauptstück. 
Mit dem 14. Jahrhundert tritt die eigentliche gestemmte Tisch- 
lerarbeit an die Stelle jener früheren breiteren Methode des Spün- 
dens. Nun behalten die Füllungen nur die Breite eines Brettes 
(zwischen 18 und 25 Centimeter) und sind sie zwischen vorsprin- 
gende Rahmen eingestemmt. Diese Umwälzung in der Tischlerei, 
zum Extreme verfolgt, wirkte sehr nachtheilig zurück auf die ge- 
sammte Baukunst der 14. und 15. Jahrhunderte, indem von nun 
an die ohnehin durch das Auflösen der Mauern in Pfeilerbüschel 
schon fast auf Nichts reducirte Wand nach dem Prinzips der 
Füllungstischlerei mit endlosem Masswerk bedeckt und in ihrem 
Wesen als Wand vollständig vernichtet wurde. So verloren Malerei 
und Skulptur an den kirchlichen und zum Theil auch an den 
öffentlichen Monumenten weltlicher Bestimmung die letzten Zu- 
fluehtsorte selbständigen Auftretens; die hierarchisch-struktive Ty- 
rannei des Systems hätte endlich auch diese freiesten der Künste, 
wie alle anderen, sich unterworfen, wäre nicht schon ein anderer 
Geist über die Völker gekommen, der unter den Künsten zuerst 
die Malerei und Skulptur ergriff. Jene hatte in Belgien und 
Frankreich bereits gegen Ende des 13.,1 entschiedener im 14. 
Jahrhunderte, in den Pergalnentbildern als Illustrationen für Hand- 
Schriften Stoff und Gelegenheit zu unabhängigem Wirken erkannt 
und mit raschestem Erfolge wahrgenommen. Vorzüglich regten 
die belebten Schilderungen der mittelalterlichen Romandichter ihre 
Illustratoren zu freierer Darstellungsweise an. Schon zu Ende 
des 14. Jahrhunderts zeigt sich bei den Miniaturen ein frisches 
Streben nach malerischer Wirkung, Naturwahrheit, wahrem Ge- 
müthsausdruck, selbst Komposition und Handlung, verbunden mit 
echtem Geschmack und Sinn für absolute-Schönheit der Linien 
und Formen. 
  Aehnlich fand die Skulptur Gelegenheit zunächst in den Klein- 
künsten, an Goldschmiedsarbeiten, Bücherdeclzeln, Kunstgefässen, 
Möbeln und Hausgeräthen, sich Linabhängiger zu bewegen. Beide 
Künste, Malerei und Skulptur, hatten während der Glanzperiode 
des gothischen Systemes bis innerhalb (les Bereiches derselben 
Kleinkünste, die ihnen jetzt das Feld zu freierem Schalten boten, 
den Strengen Gesetzen der herrschenden Architektur gehorchen 
und deren struktive Formen zu dekorativen Zwecken sich octroiren 
1 Vorher war die gothische Handschriftmalerei 
Glasmalerei und wurde sie 1x1ehrstens von Mönchoxx 
unter dem 
geübt. 
Einfiusse
	        
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