Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Tektonik. 
Technisch- Historisches. 
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dem hinzukommenden Metallbeschläge, sind von nun an wich- 
tigste Motive und Haltpunkte der Dekoration. 
An und für sich hat diese Auffassung der Aufgabe ihre volle 
Berechtigung, durch sie allein wird man der stofflichen Metamor- 
phose der Wandbekleidung in die Holztäfelung vollständig ge- 
recht.  Aber wie in allen Kunstbethätigungen der Grundtypus 
durch alle Umwandlungen, die er auf späteren Entwicklungsphasen 
durchzumachen hat, seine ganze Bedeutung behalten soll, so ist 
es auch hier der F all. Das Rahmenwerk und das Stabwerk sollen 
die Täfelung selbst, d. h. die Füllung, niemals übenrvuchern, 
letztere soll Hauptsache, eigentliches Motiv bleiben und sich dem 
entsprechend teppichartig und reich entwickeln, die einfassenden 
struktiven Elemente sollen ihr dienen, nicht sie beherrschen. 
Wenigstens geht, wenn letzteres der Fall ist, das Grundmotiv in 
ein anderes, ganz von ihm getrenntes, über, das Getäfel wird 
Gitterwverk. Wie die Extreme sich berühren, so wird auch durch 
das vervielfachte Gegitter zuletzt wieder der primitivste aber in- 
haltloseste Wandschmuck, das Stabgeflecht erreicht. 
Im Ganzen hat der gothische Baustil während seiner ersten 
Periode .die richtigen Grenzen des struktiven Prinzips, das er 
voranstellt, noch innegelmalten; die Wandbekleidungen, die Chor- 
umschlüsse haben noch ihre wahre Bedeutung als Füllwerke, sie 
behaupten vollständig das ihnen gebührende alte Vorrecht, als 
Ruhepunkte der Struktur die unabhängige tendenziöse Plastik 
und Malerei zu enthalten. S0 der Chorumschluss von Notre-Dame 
dc Paris, so der Vollständig erhaltene der Kathedrale von Amiens, 
mit seinem reichen Bildercyklus, so das von Arkaturen gebildete 
Wandgetäfel der Ste. Chapelle, unter vielen anderen Belegen, die 
hier aufzuführen wären.  
Aber an Thüren, Schreinen und anderen Holzarbeiten (noch 
nicht eigentlich gestemmtes "fischlerwerk, sondern gespündetes 
Zimlllerwerk), sind oft herrlich mit Malereien gezierte Flächen 
schon durch das Eisenbeschläge rücksichtslos durchschnitten, das 
mit seinem (allerdings geschmackvoll) dekorativen Hervortreten 
jenen Bildern schon die Berechtigung ihres Daseins streitig macht. 1 
1 Vergl- als Beleg den Schrank der Kathedrale zu Bayeux vom Anfang 
des 13. Jahrh.. dargestellt und beschrieben in der Revue de PArchitecture de 
M. Daly T. X. p. 130, desgleichen denjenigen in der Schatzkammer derKathe- 
drale zuNoyon aus dem Ende des 13. Jahrh. (Didron. Annales IV. 369. Viollet 
Le Duo. Dictionnaire raisonne du mobilier Frnncais 10 partie article armoire.)
	        
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