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neues Moment der Dekoration und gleichzeitigen Konsolidation
(anstatt der früheren Ausfüllung der Zwischenräume zwischen den
Strukturtheilen mit Bohlen) das durchbrochene Masswcrk entgegen.
Dessen übertriebene Anwendung, verbunden mit den holzschwä-
chenden Auskehlungen, Rundstäben und Wassernasen, Womit der
spätgothische Stil so verschwenderisch umgeht, sind nur äusser-
liche Symptome des Verfalls dieser prachtvoll dekorativen Tek-
tonik, die sich auch ihrem eigenen Prinzipe immer mehr ent-
fremdet und sogar damit endet dasselbe rein äusserlich ornamen-
talen Zwecken ganz aufzuopfern. 1
Das skandinavische Dach fand durch die normännische Er-
oberung auch in Frankreich Eingang; Zeugen davon sind die
Fachwerkshäuser der normannischen Städte, 2 deren Giebel schon
von Aussen das normannische Fachsystem zeigen. Aber bedeu-
tendere Konstruktionen, gleich den englischen, sind sehr selten
und scheinen nirgend ungemischt mit heterogenen Elementen
vorzukommen. 3
Noch seltener sind Beispiele derselben in Deutschland , wenn
sie überhaupt vorkommen. Vielleicht verhinderten nothwendige
Rücksichten auf klimatische Verhältnisse deren Einführung, viel-
leicht auch Vorliebe für die klassische Tradition, die sich seit den
sächsischen Kaisern in Deutschlandkund gab und nie ganz erlosch.
Alle niedersächsischen Basiliken jener Zeiten, alle Hallen der
Fürsten und Grossen (z. B. die Halle der Wartburg) sind oder
waren mit Balkendecken in antikisireilder Weise versehen.
Diesem Prinzipe blieb man im Civilbau im Allgemeinen durch
das ganze Mittelalter getreu, aber je weniger der gothische Stil
sich hier prinzipiell bethätigte, desto wirksamer geschah dieses
durch Einführung gothischer Details, des Masswerks, des kon-
struktiven Ornaments, der Wappenhieroglyphilz u. s. w., und zwar
in immer bedenklicherer Progression bis in das 16. Jahrhundert
hinein. So fand die Renaissance hier und im deutschen Civilbau
1 Beispiele die Decke des Kapitelhaixses neben der Kathedrale von Exeter
(Britton), viele übermässig verzierte Hallendächei- in Oxford, Cambridge und
sonst (Pugin).
2 Siehe Vignette auf S. 305.
3 Viollet Le Dnc führt den Dachstuhl der kleinen Kirche von Hargnies
(Nord) an, der aber bald nach der Aufrichtung mit Durchzügen versehen wer-
den musste, weil er auswärts schob. Auch ist er verschalt. Das Gleiche
gilt von einem ähnlichen Dachstuhle des Rathhauses von St. Quentixi.