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Fünftes
Hauptstück.
Diess gilt ganz besonders von dem Geschirr das hier bespro-
chen wirdfindem die meisten griechischen Thonschalen ältesten
Stils nach Art der assyrischen tiefe und gedrungene Verhältnisse
haben, fusslos, überhaupt nicht zum Stehen eingerichtet sind und
ihrer Form nach durchaus asiatischen Typus verrathen. Nur in
dem Wichtigen Punkte unterscheiden sie sich meistens von jenen
assyrischen Metallschalen dass ihre Ornanientation nicht nur
innerlich sondern auch äusscrlich angebracht ist, obschon in dem
Prinzipe ähnlich, nämlich so dass die ganze (äussere) Oberfläche
in Zonen getheilt und mit nahezu assyrischen Thierfriesen u. dgl.
asiatischen Motiven wie ganz bedeckt ist. Diese tiefe Schale blieb
auch später bei den Etruskern und Römern, bei denen, wie ge-
zeigt werden wird, die ältesten Traditionen der Töpferei sich länger
erhielten, ein sehr gewöhnliches und beliebtes Motiv.
Aber in der schönen Zeit athenischer Töpferkunst erhält die
Schale jene fein geschweifte flache Zeichnung, durch welche sie
sich in ihrer äussersten Einfachheit zu einer der elegantesten
Formen der antiken Keramik erhebt. Schalen aus dieser Periode
sind unbelippt, unten eingedrückt, so dass der eingedrückte Theil
im Inneren des Gefässes einen Nabel (öycpozlög) bildetf und
nicht selten mit einem sehr
niedrigen ringförmigen Rande,
als Fuss des Geschirrs, ver-
sehen. Sie sind zum Theil mit
Prome assyrmher Schalelh den trefflichsten Vasenbildern
so äusserlich wie innerlich, wo
der mittlere Theil sich nabelförmig erhebt, geschmückt. Doch
bildet den Hauptschmuck das im strengen oder zierlichen Stil
ausgeführte Inncnbild, die nachlässiger ausgeführten Darstellungen
auf der Aussenfläche waren der Allta-gsschmuck, denn diese Ge-
fässe wurden verkehrt über einander gehäuft mit anderen Prunk-
geschirren auf dem Büffet (dem xvlaxetov) aufgestellt wie sich aus
Abbildungen etruskischer Etageren auf tarquinischen Grabgemäl-
den ergibt. 2
1 Auch dieser Nabel findet sich bereits an assyrischen (phönikischen?)
Schalen wie beistehende eleganteDxlrehschnitte zweier derartiger Geschirre zeigen.
2 Darstellungen schönster und grösster Schalen der besten Zeit in den
Jahrgängen 1834 und 1835 der mon. ined. und sonst in den Sammelwerken
über Vasen. Ueber das Kylikeiowx s. unter 'l'ektrJnik-