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Doch trifft dieser Vorwurf weniger die alte nuch halbromanische
Gothik als die spätere, der fast alle Holzgebäude dieses Stils an-
gehören. 1
Mit der Renaissance kolnint wieder das antike Kunstbewusst-
sein zum Erwachen, und zwar auffallender Weise tritt es, wie
schon gesagt, in dieser populären Holzarchitektur am frühesten
und am unbefangensten hervor.
Von nun an wird die freie bildnerische und malerische Kunst
dem Füllwerk zurückgegeben, kommt man für die Ausstattung der
Theile des Gerüstes auf die alte niemals im Volke ganz ver-
klungene Tradition der bildlichen Versinnlichung; der dynamischen
Üliätigkeiten dieser Theile zurück. 2
152.
Das
des
F'achwerk
südi
Deutschlands.
Istlichen
Der städtische Civilbau musste wie überall so auch in die-
sen Gegenden der gothischen Neuerung folgen, die ja grade durch
das Bürgerthum bei der Erbauung grossartigcr Dome und städti-
scher Pfarreien am meisten gefördert und gepflegt wurde.
Dagegen hatte die gothische Neuerung im eigentlichen Land-
bau des Mittelalters keinen sonderlichen" Erfolg, ja fand sie in
den isolirten Gebirgsstrichen Süddeutschlands Wahrscheinlich nie-
mals Eingang, denn sonst würden sich gewiss Üeberreste und
Spuren eines gothisirenden Geschmacks an den baugeschichtlich
so interessanten tyroler und steirischen Landhäusern zeigen. Dies
ist aber nicht der Fall; wohl findet man in den Städten
Süddeutschlands gothisch verzierte Holzwohnungen, die sich von
den nordwestdeutschen nicht wesentlich unterscheiden, aber kaum
eine Spur davon auf dem Lande. Ist aus der gothischen Zeit
nichts mehr von Landhäusern übrig geblieben, haben die sonst
so starr konservativen Bauern dieser Gebirgsstriche mit solcher
Leidenschaft den Rcnaissancegeschmaclä aufgefasst, dass mit dessen
1 Viollet Le Duc in seinem Dictionnairc (Art. Charpente Vol. 3, S. 3.5) gibt
ein seltenes Beispiel aus dem 13. Jahrh-
2 Vergl. die verschiedenen Werke über mittelalterliche Baukunst und spe-
ziell über Holzarchitektzlr in Deutschland und Frankreich. Besonders das oben
angeführte Buch von Pugin, und die Architecture Civile von Verdier und
Cattois. Die klassischen Städte in Frankreich für derartige Fachwerksarchi.
tektur sind Orleans und Rouen, so wie etwa Braunschweig für Deutschland.