149.
Die
skandinavische Holzkirche.
Das alte Dynastenhaus müssen wir uns erst nach den Sagen
konstruiren, diese steht uns in wohl erhaltenen Exemplarpn noch
vor Augen und rechtfertigt wundersam in allen Stücken unsere
g. 148 aufgestellte Charakteristik der nordischen Architektur.
Wir Wollen nicht erst bei der merkwürdigen Uebereinstimmung
ihres Grundplans mit demjenigen der. nordischen Dynastenhalle
verweilen, obschon dieser Umstand, als Beweis für die Orginalität
beider (man hat auch in diesen Kirchen das byzantinische
Vorbild gesehen) hinreichend Wichtig ist, wir wollen vielmehr die
Aufmerksamkeit besonders darauf richten, wie auch in ihnen (den
Kirchen nämlich) der Grundsatz der Selbständigkeit der Raumes-
einheiten, die sie bilden, so ausgesprochen hervortritt, dass bei-
nahe kein Zweifel bleibt, ein bestimmtes baulich-ästhetisches Be-
wusstsein sei hier thätig gewesen.
Diese Kirchen sind nicht Centralbauten in byzantinischer Weise,
vielmehr entsprechen sie nach der Form des Grundplanes einer
kurzen Basilika, aber sie sind es in dem Sinne freier Gruppirung
von Räumen um einen vorherrschenden aber keineswegs voll-
ständig unterjochenden Hauptraum; sie sind es in dem Sinne
eines malerischen Prinzips, das auf den Steinstil, profanen
sowie kirchlichen, übertragen wurde, und sich im Norden aufrecht
erhielt, obschon bei der Durchbildung der romanischen Basilika,
in der nach dem Ende des ersten Jahrtausends befolgten Rich-
tung, das Bewusstsein desselben sich verdüsterte, so dass es nur
noch im mittelalterlichen Civilbau, der vom gothischen Baustile
nur dekorative Formen entlehnte, sich traditionell behauptete. Die
malerischen Massengruppirungen und lebendigen Umrisse unserer
mittelalterlichen Städte sind altnordisch-romanisch, nicht
gothisch; der gothische Stil ist über sie hinweggegangen, und hat
sie mit seinen Spitzdächern eher beeinträchtigt als verschönert.
Nicht leicht wird Jemand den gothischen Riesenbasiliken, die sich
wie Walfische aus dem Häusermeere herausheben, Üebereinstim-
mung mit letzterem und malerische oder auch selbst architek-
tonische Fernwirkung aufrichtig zuerkennen können; aber
die herrlich gruppirten Centralbauten des Niederrheins, beweisen