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Achtes
Hauptstück.
und anderen geweihten Hausrath bcnützte, ihn zum hieratischcn
und olorigkeitlichen Möbelstile erhob.
Dieser Geist spricht noch aus den freilich nicht mehr der
vollendeten Kunst, sondern späterer Zeit angehörigen gross-
griechischen Bronzegeräthen, die, hauptsächlich aus Pompeji und
Herkulanum kommend, das Burbonische Museum zu Neapel
schmücken. Man erkennt an ihnen schon mehr oder weniger
die architektonische Komposition, aber die baukünstlerischen
Motive sind für die leichtere Bestimmung auf die geistreichste
Weise dem onu m entalisirt. Zweckangemessenheit ist ihr erstes
formgebendcs Prinzip, dem sich der Steif, die Konstruktion und
der Brauch fügen müssen.
Alexandrinisch
ischer Stil.
Die asiatisirende Diadochenzeit mit ihrer Sucht nach Prunk
und ausserordentlichen Wirkungen musste auch im Hausrathe
grosse Geschmacksveränderilngen herbeiführen. Wir lesen in
der That von den prachtvollsten purpurbedeckten Lagerbetten aus
getriebenem Silber und Goldc, oder ausgelegt mit den kostbarsten
lnkrustirungsstoffen, von Thronen und Baldachinen, von goldenen
Lauben, statt der Baldachine, nach assyrischen und persischen
Vorbildern. (S. Holzschnitt S. 273.)
Doch blieb das hellenische Prinzip noch einmal Meister über
das barbarische.
Vielleicht bewirkten -die agyptisirenden Tendenzen der
ptolemäischen Kunst eine wohlthätige Reaktion gegen orientali-
schen Formenschwulst und Luxus, zu Gunsten des leichten mehr
der Stabkonstruktion sich hinneigenden Hausraths; Wenigstens
sind die oben schon erwähnten grossgriechischen Gegenstände
des Hausraths zum Theil in dem zierlichsten und leichtesten Stile
ausgeführt. Aehnlich erscheinen sie in Wandgemälden und auf
Vasenbildern. Dieser Zeit gehören auch jene merkwürdigen
Ueberreste von Tischlerwerken aus Pantikapea an; sie athmen
noch durchaus hellenischen Geist, aber manches, z. B. die Ein-
theilung der Flächen in übereinandergereihte Figurenfriese ist
asiatisirende Rückkehr zu uriiltester Kunsttradition.
Die Römer, schon seit den früheren Jahrhunderten der Repu-
blik unter dem Einflüsse griechischer Kultur, die übrigens hier
nur die eigenen traditionellen Grundlagen wiederfand, sind bis