Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Achtes 
Hauptstück. 
und Gussmetallstil kann nicht die Rede sein; das Ideal desselben 
ist unsichtbare Architektur! Denn je dünner das Metall- 
gespinnst, desto vollkommener in seiner Art. 
Anders verhält es sich mit dem Metall, erstens als Stoß" zu 
Tubularkonstruktionen, in welcher Form wir es schon aus dem 
ersten Bande kennen, zweitens als Stoff zu Gitterkonstruktioncn, 
die jenen dem Prinzipe nach nahestehen; beide sind für unsere 
Stiltheorie von gleicher Wichtigkeit (Siehe unter Metallotechnik). 
Je weniger das Stabmetall architektonischer Stoff ist, desto 
mehr eignet es sich zu dem, was wir, auf tektonischem Gebiet, 
als Gegensatz des Monumentalen erkannt haben, zu dem aller- 
zierlichsten und leichtesten Geräth uud Hausrath, wo es sein 
eigenstes Wirken findet. 
Es war, wie im ersten Bande gezeigt wurde, neben dem Stab- 
holze, der Stoff den die alten Aegypter mit Vorliebe benützten: 
zu ihrem Hausrath, für Kriegswägen, im Schiffsbau und ohne 
Zweifel auch zur Ausstattung der gewaltigen Steinpaläste, in aller- 
hand Uebergangsformen vom Möbel zur festen Konstruktion. 
Die für das Schöne und Angemessene gleichmässig empfäng- 
lichen vorurtheilslosen Griechen, auch ihre Stamrnverwandten 
Italiens, konnten den ächten Sinn und Bereich dieser Stabmetall- 
zimmerei nicht verkennen; sie brachten erst deren wahren Stil 
zum Abschluss. Wie sie dabei bewusstvollster Weise alle 
technischen Hülfsinittel artistisch verwertheten würde, wenn auch 
gar nichts von diesen köstlichen Geräthen erhalten wäre, allein 
schon aus den auf uns gekommenen Nachrichten 1 über sie, z. B. 
aus der Mittheilung des Pausanias über das stabeiserne Untergestell 
eines Kraters zu Delphi, das Werk des GlaUkOS von Samos, zu 
entnehmen sein. 
Die Stabmetallkonstruktion war der sogenannten gothischen 
Baukunst kongenial, wesshalb auch Schmiedearbeiten aus den 
Jahrhunderten des Mittelalters den ächten Stil dieses tektonischen 
Kunstzweiges in lehrreichste1' Weise bekunden. 2 
1 Wozu auch die den Schatz des Parthenon betretfenden Inschriften ge- 
hören. 
2 Siehe darüber in Metallotechnik, die Artikel Toreutil: und Schmieden.
	        
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