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Achtes
Hauptstück.
Konstruktion, das den Holzbau besonders charakterisirt und
das (in ästhetisch-formaler Beziehung Wenigstens) von der Praxis
unserer Zeit noch nicht in allen seinen Folgerungen gehörig er-
fasst und benützt wird. 1
1 Obschon sich die antike Baukunst im Wesentlichen von der Holz-
konstruktiun vollständig emancipirte, bediente sie sich dennoch derselben,
wo sie dem Hausrath verwandte Aufgaben zu lösen hatte, für den inneren
Ausbau nämlich, mit vollendetem Geschmacke und in sehr erfinderischer
Weise, von der es nur zu bedauern ist, dass wir so wenig Aufschluss darüber
haben. Dabei brachte sie besonders auch das zuletzt berührte Prinzip des
Aufhängens der llolzstrukturen in Anwendung. Vornehmlich war diess der
Fall bei den Vcrbindungsgängen (Lauben, Laufgängen), die in den Atrien
und Peristylen der antiken Wohnungen, nach urältester Ueberlieferung aus
heroischer Zeit, an den Wänden herumliefen und, an den Balken des Dach-
gerüstes aufgehängt, die Interkolumnien der Säulen in mehrfachenZonen (den
Etagen und Zwischenetagen entsprechend) durchschnitten (rzävtnuov 1:6 päcioögtov
aroliotnyov. Hesych). Diese Stege oder Lauben (GnMesodrnai, Rhogai. Anteri-
des, Lat. pergulae, maeniana, tabernae, coenacula. deversoria) waren mit einer
hohen gitterförmigen Brüstung geschützt (xozvärpogog 5156661117), die zugleich
dem aufgehängten Getäfel IPestigkeit verlieh (tabulatuni, climax, stegae). Glei-
cher Weise war die Treppe, die zu ihnen hinaufführt, in ein Gitterkäficht
eingeschlossen, das ihr Festigkeit gab und gestattete ungesehen hinaufzustei-
gen. Klimax bezeichnet zugleich diese Treppe und das Gitterwerk im Allge-
meinen, mit dessen konstruktiver Bedeutung die Griechen bereits sehr wohl
betraut waren, wie besonders aus einer Stelle des Arrian hervorgeht, worin
es heisst, eine Pontonbrücke sei an jeder Seite durch Gittergefitige umstellt
worden, um der Sicherheit willen für Pferde und Zugvieh, aber zugleich zur
Verbindung der Joche der Brücke (aig aüvözcyog 1013 Qeziyyucrog. Arrian exp.
Alex. v. 7. 10. ed. Km). Die Lauben und ihr Gitterwerk waren schon zu
heroischer Zeit Gegenstand reicher architektonischer Ausstattung, wie aus ver-
schiedenen Andeutungen im Homer hervorgeht. (Alle betreHenden Stellen der
Autoren Endet man bei Rumpf: de interioribus nedium homericarum partibus
dissert. scda. Die sichersten Spuren solcher Lauben fanden sich in dem Peri-
styl des sog. Soldatenqiiartiers in Pompeji. Vgl. die Restauration desselben im
Masoix.) Auch Eiusserlich an den Facaden brachte man Lauben an, wenig-
stens in Rom (Plin. h. n. XXI. 3. 6. Fulvius e pergula sua in forum
prospexisse dictus etc.). Diese Bauten hiessen maeniana, Erkergalerierm, auch
Chalcidica. ln der Schitiszxrchitcktur waren sie noch mehr am Orte. Um den
Thalamegos des Philopator lief an drei Seiten eine doppelte Gallerie herum,
unten meistentheils als Orfene Halle, nsgicrvlog, die obere geschlossen (xgiinrn)
mit Gittern und Thiircn (Athen I. c. 38, p- 204). Aehnlich waren auch die
Kryptoportikexi der Römer vergittert.
Im Mittelalter hiessen sie pensiles, czunerae pendentes, woher das alt-
rleutsche Pysel (poäle), wenn diess nicht vielleicht richtiger mit den hohlen
Wänden der antiken l-leizzimmer in Zusammenhang gebracht wird. In einigen