'l'ekt0nik.
Allgemein-Formelles.
245
muss, wenn erßohxie Fussist, wieder in sich kräftiggilggbgilgggw
werden, als für den entgegengesetzten Fall, wo er durch den Fuss
(wenn auch nur scheinbar für das Auge), einen Zuwachs an Sta-
bilität erhält u. s. w. 1
S0 ist drittens die Säule in der einsamen Stele gleichsam vor-
gebildet und enthalten, aber sie ist mit anderen gleichgeformten
Stützen durch das gemeinsame Epistyl und durch den festen B0-
den, worauf sie fusst, zu einem Systeme verbunden und soll in
diesem Zusammenhange als abhängig von einem Ganzen höheren
Grades und Theil desselben uns erst später beschäftigen.
Wir schliessen diesen Paragraphen, dessen Inhalt einestheils
durch frühere Stellen des Buchs, worauf öfter hingewiesen wer-
den konnte, anderntheils durch noch Folgendes sich ergänzt, mit
einer sehr wichtigen allgemeinen Bemerkung über das tektonische
Prinzip des hellenischen Baustils.
Zwar haben die Hellenen dasselbe nicht zuerst ins Leben ge-
rufen, denn es beherrscht die gesammte antike Kunst bis auf die
Römer, aber es zuerst als solches erkannt und mit Bewusstsein
gepflegt, indem sie alles ihm nicht Entsprechende aus ihrer Kunst
sorgfaltigst aussehlossen.
Dieses Prinzip fusst auf einem allgemeinen Gesetze in der
Welt der Erscheinungen, wonach formale Kombinationen, welcher
Art sie sein mögen, wenn nichts an ihnen auch nur den
G ed anken materielle Existenzfähigkeit un d Dauer,
also noch viel weniger den Zweifel an beides hervor-
ruft, das Auge wenigstens in diesem Sinne am meisten beruhigt
lassen.
Keiner denkt bei einem Autreclitstehenden, Senkrechteli, an
dessenßwgciund, bei richtigem Verhältniss der Höhe zu seiner
Basis, an dessen Stabilität. Eben so Wenig werden Wir bei einem
horizontal Lievendenhan dessen Gewicht, als thätige Kraft, erin-
nert; es ist für uns vielmehr zum sprechenden Sinnbild der ab;
geworden.
Anders verhält es sich, wenn ich z. B. zwei steinerne Pfosten
gegen einander stütze; hier treten. Sofort die schweren Massen als
thätige Kräfte zur Erscheinung. Ihr Konflikt erweckt den Ge-
1 Diese Stabilität. die das Auge will, ist unabhängig von stolflichen Be-
dingungen. Diess gilt wenigstens von der vereinzelten Stele. Wir werden
später auf diesen wichtigen Gegenstand zurückkommen.