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Hauptstück.
Siebentes
Uebergängen, nur noch symbolisch dem monumentalen Stützwerk
beigesellt, gleichsam als Reminiscenzen des möbelhaften Ursprungs
der monumentalen Form. Das Alterthum liebte diese Attribute
an Altären, Gestellen für Brunnenschalen und sonstigem unbe-
weglichem Hausrath. Auch die Renaissance erfasste diesen Gegen-
satz monumentaler und beweglicher Tektonik; den Meistern
jener Kunstperiode waren die Schattirungen des Ausdruckes bei
Anwendung dieser Uebergangsformen bewusst und geläufig. Bei-
spiele die schönen halbmonumentalen Flaggenhalter vor S. Marco
in Venedig und auf dem Markt zu Padua. Die Sarkophage an
den Grabdenkmälern der Frührenaissance, u. a. m.
So bleibt zuletzt die reine Stele noch übrig, die erst jetzt den
von ihr getragenen zwecklich struktiven Gedanken durch sich
selbst allein als Kunstform ausspricht.
Aber auch dieses einfachste vertikale Stützwerk hat seine
Abstufungen des Ausdrucks zwischen Mobilität und Monu-
mentalität, je nach der Art der Entwicklung der in ihm ent-
haltenen Formenmotive.
Diese letzteren und besonders auch die Art wie die Steigerung
des monumentalen Ausdrucks durch sie erreicht wird, sind für die
allgemeine architektonische Formenlehre von so hoher Wichtigkeit,
dass es hier nothwendig wird, darüber Näheres zu geben. Wir
halten dabei die Annahme fest und gehen von ihr als Axiom aus,
dass die architektonische Formensprache eine abgeleitete ist, dass
ihre Typen fertig Waren, ehe es eine monumentale Kunst gab.
Was zunächst im Stützwerkgdas bestimmt ist ein Gefass auf-
zunehmen, aber auch allgemeiner gefasst im ganzen Geräthewesen,
die mittlere vertikale Basis oder Stele vornehmlich eharakterisirt
ist ihre Rundheit, d. h. die Kreisform ihres horizontalen Durch-
schnitts. Diese Form entspricht dem Zwecke deslunmittelbaren
Aufnehmens (des Fassens) des Gestützten, besonders wenn dieses
selbst ein Umdrehungskörpcr z. B. ein Kessel oder ein beliebiges
anderes Gefäss ist, sie entspricht auch der gleichmässigen Ueber-
tragung der Last; auf den Boden und ihrer allseitig gleichen
Stützung.
So erklärt sich die Vorliebe für diese (cylindrische) Form der
vertikalen Stütze. viel richtiger aus dem frühesten Vertrautsein
mit ihr seit den Anfangen der Künste als aus anderen Gründen,
zl B. der Benützung roher Stämme zu Säulen oder gar der Be-