Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Siebentes 
Hauptstück. 
den Peristylen der Tempel, die sehr oft durch Gitter oder Scheide- 
Wände geschlossen Waren, von deren früherem Vorhandensein die 
Spuren 1 ihrer Befestigung Zeugniss geben. Gitter dieser Art er- 
setzten auch die erst in der Renaissance erfundenen Balustraden. 2 
Säulen (Vasenbild). 
Andeutung eines Gitterschmucks zwischen dorischen 
Die arabische Baukunst erhob das Gitterwerk wieder zum 
Hauptmotive der Wanddekoration und benützte dasselbe auch 
sonst, als durchbrochenen Wandabschluss und selbst zu konstruk- 
tiven Zwecken.  Vergl. das Prachtwerk von Owen Jones und des- 
sen Beschreibung des Alhambrasaales zu Sydenham, worin sehr 
interessante Notizen über das von den Mauren beobachtete Ver- 
fahren des Neutralisirens aller Hauptlinienzüge ihrer Gitterein- 
theilungen enthalten sind. Es entspricht dem Prinzipe der orien- 
talischen Kunst, die durch Gleichgewicht und gegenseitiges Auf- 
wiegcn der Formen und Farben Harmonie erstrebt, welches aber 
nicht, wie Owen Jones will, das allein gültige und einzig wahre, 
noch selbst das höchste, harmonische Gesetz ist. 3  
Für die christlichen Baustile des Mittelalters behielt, theils nach 
antiken Traditionen, theils durch orientalische Einilüsse, das Gitter- 
werk fast die gleiche Bedeutung; besonders gilt diess von der 
byzantinischen Kunst. Der gothische Stil bildete es nach der ihm 
eigenen struktiven Tendenz fast wieder in das nackte Ursehema 
um, oder er symbolisirte dasselbe (minder gerechtfertigt) nach 
1 Vergl. über die Vergitterungsstrukturen der Alten noch die 5.140 u. 145. 
2 Wie z. B. am Parthenon. Der Pater Babin in seiner Relation de Petat 
präsent de la. ville d'Athenes etc. Lyon 1674, sah noch diese Diaphragmen 
zwischen den Säulen des Parthenon, dessen Notiz aber von Carl Bötticher 
(Tektonik Bd. II, S. 83) falsch aufgefasst worden ist, da die kleinen Mauern, 
die Babin meint, nicht von der Tempelwand zu den Säulen, sondern nach 
dem klaren Sinne des Textes von Säule zu Säule gezogen waren. Derselben 
erwähnt auch eine viel ältere topographiSßhß Notiz über Athen (15. Jahrh.) 
in Gr. Sprache, die der Graf De Laborde in seinem Buche Athönes au XV, 
XVl, XVII sieeles mittheilt, aber zum Theil unrichtig erklärt. 
3 S. ä. 14 des ersten Bandes.
	        
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