Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Tektonik. 
Allgemein-Formelles. 
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nur in dem Falle, wo sie von dem Bezuge zum Eingerahmten 
nicht abziehen, z. B. rings vertheilte Nägelköpfe, Eckverstärkun- 
gen und derglÄ Der vollkommenste Rahmen dieser Art ist rund; 
doch ist das Prinzip desselben auch für gradlinichte und ge- 
mischte regelmässige Formen statthaft. 
Es ist ausgemacht, dass ein Rahmen desto besser sammelt, 
je ausschliesslicher er sich auf das Eingerahmte bezieht.  Wenn 
wir aber das umrahmte Bild noch ausserdem in ein stehendes Taber- 
nakel einschliessen, so wird es destinatorisch (Altarblatt); 
dieses Mittel ist daher in Kirchen, wo die K unst gegen die Ten- 
denz zurücktritt, nothwendig, in Gallerieen falsch gewählt. 
Auch in der Baukunst findet die einfache im abstraktesten 
Sinne aufgefasste Umrahmung haußge Anwendung; man wird sie 
desto leichter richtig anbringen, je mehr man von ihrer wahren 
Bedeutung durchdrungen ist. 
Der Ausdruck der struktiven Thätigkeit des Rahmens kann, 
wie bereits an Beispielen gezeigt worden ist, mit dem Ausdrucke 
seiner zwecklichen Bestimmung zusammenfallen. Aber jener leitet 
immer mehr oder weniger von dem Bilde ab, indem er an die 
dynamischen Eigenschaften des umrahmenden Stoffes, mithin 
an letzteren, erinnert. Doch wird diese Wirkung zum Theil 
verhütet, wenn der struktive Ausdruck symbolisch ist, z. B. 
durch natürliche oder andere Analogieen spricht. Das Vorherr- 
schen der struktiven Motive, hier und im Allgemeinen, charakteri- 
sirt die mittelalterliche Baukunst. 
Der architektonisch bedeutsamste Rahmen ist der objek- 
tive, der seinen Bezug zur Aussenwelt formal erkennen lässt. 
Die Höhenverhaltnisse bieten das nächste Mittel den Rahmen aus 
seiner absoluten Neutralität herauszureissen. 
Die umrahmte Füllung tritt ferner entschieden aus ihrer Ab- 
gcschlossenheit heraus , wenn das untere Rahmenstück fehlt und 
die Füllung auf einer Schwelle steht. Die Griechen 1 und die 
konstruktive Mittel), müssen in ihrer ornamentalen Behandlung dem gleichen 
Gesetze folgen, Pßanzen, thierische oder menschliche Gebilde nöthigen zu 
äusserster Vorsicht bei ihrer Anwendung imdiesem Falleyda Pflanzen, {Thiere 
und Menschßn nicht nur relativ mit Bezug auf das Eingerahmte, sondern 
auch absolut sich aufrecht entwickeln müssen.  
' An alten lykischen Felsengräbern sind die Thiiren noch vollständig 
umrahmt, so dass das Gewände oder Antepagment unten als Schwelle fort 
läuft; S. Texier asie min. Lycie.  
s emper, Stil II. . 29
	        
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