Tektonik.
Allgemein-Formelles.
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stituirt und was auf ihnen erscheint, muss in gewisser Weise auf-
gerichtet sein, oder, wo nicht, durch andere Motive, die das
"Aufrecht" entschieden betonen, in diesem Sinne vervollständigt
werden. Lasse ich z. B. Wellen auf der steigenden Hängeplatte
eines Fastigiums hinaufrollen, so muss die einzelne Welle eine
vertikale Richtung erhalten. Wo nicht, so bedarf das Auge eines
Ilängeudes Dreieck.
anderweitigen Aequivalents für die schräge Bewegung der Welle.
Nach diesem Gesetze sind auch in der griechisch-römischen Bau-
kunst die Zahnschnitte und Modillons unter der steigenden Platte
nicht vertikal auf die letztere, sondern senkrecht für den Be-
sehauer gerichtet. l
Jeder Theil des Pegma muss dem gleichen Gesetze gemäss
(und zugleich nach dem Prinzipe möglichst individueller Entwick-
lung aller ein Ganzes bildenden Theile innerhalb ihres eigenen
Bereiches, soweit das Zusammenwirken dieser Theilc zu einem
Ganzen nicht darunter leidet) seinen eigenen Abschluss nach Oben
und seine Endigung nach Unten haben. Symbole, welche die
Kunst theils nach natürlichen theils nach technischen Analogieen
erfand, um das Einzelne als Aufrechtes zu bekrönen und es
zugleich mit Anderem zu einem Ganzen zu verknüpfen, behalten
ewige Geltung, lassen sich wohl umbilden, aber nicht durch
Prinzipiell-Neues ersetzen. Ueber sie war schon in dem dritten
1 An verschiedenen Tempeln Kleinasiens und Griechenlands sind die An-
themienkränze auf der steigenden Rinnleiste des Giebels weder ganz senk-
recht noch in rechten Winkeln zu der schrägen Linie der Iiängeplatte gestellt,
sondern in einer zwischen beiden dass Mittel haltenden Richtung, offenbar
nach richtigem Stilgefühle.