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Siebentes
Hauptstück.
entschieden genug aus, obschon die an sich noch unfreien, ten-
denziös-symbolischen Gebilde barbarischer Kunst fast immer zu-
gleich einen technischen oder einen utilitarischen Nebensinn haben,
oder umgekehrt. Aber dem Hellenen, dem freien Künstler, war
es vorbehalten, den Geist des genannten Gesetzes klar zu erken-
nen, mit entschiedenster Trennung die ornamentalen Symbole in
rein struktivem Sinne, und nur an richtiger Stelle, sprechen zu
lassen, der höheren Kunst die neutralen Felder der Struktur aus-
sehliesslich zuzuweisen.
Wir berufen uns hierüber auf den ganzen Passus von S. 365
bis zu S. 392 des ersten Bandes, sowie auf die Darstellungen die
jene Stellen begleiten 1 und halten die Mittheilung beistehender
Abbildung eines höchst interessanten Bruchstüeks griechischer
Holzkonstruktion aus bester Zeit, das aus einem Grabe bei Kertsch,
(dem antiken Pantikapea) stammt, 2 als Illustration zu dieser Stelle
für geeignet.
131.
Das
aufrechte Rahmenwerk.
Dreieck.
Das
Wir wollen zuerst das aufgerichtete, in vertikaler Lage be-
findliche Rahmenwerk betrachten , versteht sich hier vorerst nur
im abstrakt ästhetisch-formalen Sinne.
Unter diesen ist das Dreieck das Wichtigste, nämlich der
Rahmen der entsteht Wenn zwei starre Schenkel in schräger Lage
an einander stessen und auf einem dritten Stücke an dessen bei-
den Endigungen fussen, so dass letzteres ihnen als horizontales
Lager und zugleich als Band oder Zange dient, Wodurch sie am
Gleiten und Ausweichen verhindert werden.
Diese im Giebel (Aetoma, Fastigium) des hellenischcn Tem-
pels höchst vcrherrliehte Form einer Umrahmung ist bekanntlich
auch in statisch-struktiver Beziehung der wichtigste Zimmerver-
band, auf welchem die Theorie der Zimmerkunst eigentlich fusst,
wegen der Unverrüelzbarkeit des festverbundenen Dreiecks.
1 Vergl. auch Band II. S. 91 und ff.
2 Dem Prachtwerko Antiquitäs du Bosphore Cimärien.
Impörial de PErmitage (St. Petersbourg 1854) entlehnt.
au musäe
conserväes