Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Keramik. 
Techniseh- Historisches. 
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sernen Flachgefasse der Alten scheinen geformt zu sein. Charak- 
teristisch für sie ist das Prinzip des Riefens und Buekelns ihrer 
Oberflächen, oder von Theilen derselben. Innerlich und selbst 
äusserlich, an ihren glatten Theilen, sind sie zumeist auf dem 
Schleifrade abgedrechselt und zu beiden Seiten oder wenigstens 
innerlich blind gelassen. (Beispiele Fig. 3 und 4 auf Tal). XVI, 
aus der ant. Sammlung zu Zürich.) 
Die geformten Ornamente der alten Gefasse sind absicht- 
lich rundlich gehalten, wir dagegen suchen auf Schnaps- 
und Biergläsern, ja selbst auf Luxusgefässen, Terrinen und dergl. 
durch das Formen die scharfen Kanten und Facettirungen, die 
dem Schleifstil angehören, nachzubilden. Eine sehr verwerfliche 
Stillosigkeit! Zumeist wird das Eindrücken der Masse in die 
Formen mit Beihülfe der Glasmacherpfeife bewerkstelligt, die uns 
jetzt beschäftigen soll. 
Das 
Gestalten 
mit Hülfe der Pfeife. 
Die vornehmsten und reichsten geblasenen Glasgefässe der 
Alten sind ihrer Form nach keramisch, d. h. Nachahmungen 
irdener Amphoren, Oenochoen, Urnen , Schalen und a. m. Nur 
bei gemeinen Gläsern, sogenannten Thräneniläschchen, Ampullen, 
Aryballen, Salbgefässen und dergl. entspricht die Form dem form- 
gebenden Prinzip, das hier "obwaltet. 1 Sie sind nicht Rotations- 
körper, sondern Glasblasen, denn sie gingen nicht aus der Töpfer- 
scheibe, sondern aus der einfachen pneumatischen Maschine, der 
Pfeife, hervor, sie bewahren diesen Typus selbst unter allen Ein- 
flüssen zirveeklicher Bestimmung und der sonstigen technischen 
Proceduren, die bei ihrer Formgebung als Faktoren mitwirkten, 
die, weil sie ebenfalls den Eigenschaften des erweiehten Glases 
entsprechen, die Charakterverschiedenheiten innerhalb des allge- 
meinen Typus meistens bedingen. Der allgemeinste Typus ist, 
wie gesagt, die sphäroidische Glasblase. 
Die formgebende Kraft, der innere Luftdruck auf die weiche 
und zähe Masse, bedarf, um zu wirken, nur einer sehr kleinen 
Üeffnllng. Daher sind Engm iindigkeit, dabei Wegen der leich- 
ten Dehnbarkeit des Glases, in welcher Eigenschaft es alle Bild- 
stoffe übertrifft, nach Umständen Enghalsigkeit, Langhal- 
Sigkeit, überhaupt Gestrecktheit charakteristisch für Gefässe 
1 Außll hier bßStäiigt sich die allgemeine Erfahrung, dass der naive Volks- 
sinn sich über die Gesetzlichkeit der Formgebung am wenigsten beirren lässt.
	        
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