Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Keramik. 
'l'echmisch-Historisches. 
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deren, nämlich der folgenden Procedur gemacht sind. Man ordnet 
so viele Stäbe 1 als zu der Kombination gehören im Kranze um 
die innere Wand eines hohlen llletallcylinders, dessen Umfang 
übrigens der Anzahl der Stäbe und der Grösse des Gegenstandes, 
der gebildet werden soll, entsprechen muss. Ein Wenig weichen 
Thon's erhält die Stäbe in ihrer Lage. Der Cylindei- wird erhitzt 
und, Wenn die Stäbe den nöthigen Hitzegrad haben um vom 
heissen Glase, ohne zu springen, berührt werden zu können, wird 
mit Hülfe der Pfeife ein Üylinder farblosen Glases in den innern 
Raum des Stabkranzes hineingeführt und durch Blasen mit letz- 
terem in Eins verbunden, so dass das Ganze aus dem Metall- 
cylinder herausgezogen werden kann? Nach verschiedenen anderen 
Operationen, deren detaillirte Beschreibung nicht hierher gehört, 
wird der unten offene Cylinder crweichten Glases mit Hülfe einer 
Zange zusammengekniden und der Zipfel gedreht, so dass in 
diesem Punkte alle Fäden und Muster der Stäbe zusammenlaufen. 
Nach diesem lässt sich die glasige Masse nach den üblichen Pro- 
ceduren beliebig zu Schalen, Gläsern, Flaschen u. s. w. gestalten, 
Wobei aber das Gesetz des radialen Zusammenlaufcns 
aller Filigranfäden nach einem Concentrationspunkte 
(der durch die oben bezeichnete Zangenoperation bestimmt wurde 
und den der Pfeifcnmündung entgegengesetzten Pol der Glasblase 
bildet) unabänderlich vorherrscht. 3 So mannigfaltig auch die 
Üombinationen sein mögen, die dieses moderne Verfahren ge- 
stattet, lso lässt sich doch mit seiner Hülfe keines der antiken 
Eliligrangläser, so viele deren mir wenigstens zu Gesichte kamen, 
nachbilden. 
Dieser Unterschied antiker und moderner Filigranglasbereitung 
 1 Es treten oft 25 bis zu 40 Stäbe. zu einer einzigen Kombination zu- 
Sarnmen. 
2) Hier muss ich bemerken, dass in meiner Gegenwart und für mich in 
einer Glasusine der Insel Murano Filigrangefässe von ziemlicher Grösse und 
komplicirter Zeichnung nach einer viel einfacheren Procedur, ohne Hülfe der 
hohlen Metallform, gemacht wurden. Man ordnete die Glasstäbe auf einem 
heissen Metallnnterlager der Reihe nach neben einander und rollte das heisse 
Ende der Pfeife über dieses Lager von Stäben langsam hin, so das sie in dichter 
Reihung und gleicher Richtung mit der Längenaxe des Rohrs an letzteres an- 
klebten. Hierauf schweisste man im Ofen die Stäbe an einander, kniff den so 
erzeugten Glascylinder unten zusammen und blies das Gefass daraus. 
3) Vergl. Holzschnitt auf nächster Seite Fig. 2 (Filigranvase aus der ehe- 
maligen collection Dubruge). 
Sempcr, sann. 26
	        
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