Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Kerax 
nik. 
Üfechnisch-Historisches. 
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der mit dem YVerkzeug bewaffneten Hand, zweitens äusscrste 
Veiwerthung der Eigenschaften des harten Stoffs, gewagteste und 
leichteste Formgebung. Erhöhung des imaginären Werthes durch 
die Schwierigkeit der Behandlung und die Zerbreehliehkeit des 
kostbaren Kunstwerks. 1 
Das erstgenannte Stilprinzip (welches das ägyptische genannt 
werden darf, da es gleichsam die technologische Basis des Stils der 
gesammten ägyptischen Skulptur bildet) behält in gewissem Grade 
für jeden harten Stoff, also auch für das opake und farbige Glas, 
als Gemme, seine Gültigkeit, aber für das durchsichtige, 
luftige, so zu sagen körperlose Glas begreift man ein Hin- 
neigen der Kunst nach dem entgegengesetzten Prinzipe. 
Letzterem entsprechen schon in gewissem Sinne die mit leich- 
tem Glasnetzwerk umsponnenen Praehtgläser (Diatreta) aus ale- 
xandrinischer und römischer Zeit, jene ealiees audaces, die so 
oft zerbrachen, wenn der Künstler das letzte Rad an sie setzen 
wollte oder wenn der dienende Knabe sie zu fest hielt, in der 
Angst sie fallen zu lassen. 2 
Aber diese antiken Gefässe sind doch nur wegen ihrer Glas- 
gespinnste dem zweiten waghalsigen Stile angehörig, der Gesammt- 
form nach sind sie, wie alle antiken Vasen aus harten Steinen 
und aus Glas, kompakt, einfach, widerstandlich. 
Nachdem die Glyptik, d. h. die Kunst in harten Steinen und 
Glas Figuren und Ornamente zu graviren, entweder hohl (in- 
taglio) oder erhaben (eetypa sealptura, Camaieu, Cameo), während 
1 Die Befürchtung des 'l'iberius, als könnte die Erfindung eines biegsamen 
und im kalten Zustande hämnierbaren Glases zu einer socialen Revolution 
führen, indem es den Wertli des Goldes herabsetzte, war gewiss sehr thöriclit. 
2 Martial. XIV. 94. ibid. 111. ibid. 115. Winkelmann beschreibt eine 
Schale von schillernder Farbe mit einem blauen Netz überzogen und mit. einer 
Inschrift. die im Jahre 1725 im Novaresischen aufgefunden worden war. Das 
Netz ist mit feinen blauen Stäbchen an den Kern befestigt. "Zuverlässig sind 
an dieser Schale weder die Buchstaben noch das Netz auf irgend eine Weise 
aufgelöthet, sondern das Ganze ist mit dem Bade aus einer festen Masse 
Glases auf dieselbe Weise wie bei den Kameen gearbeitet. Die Spuren des 
Rades nimmt man noch (leutlich wahr." Ein ähnliches Gefäss, weiss mit Pur- 
purnetzwerk umsponnen, ward bei Strassburg gefunden. Minutoli S. 6. Ein 
Bruchstück eines solchen ist in Wien. Vde. Arneth. Vielleicht gehörte auch 
das auf Tab. XVI der Tondriicke unter 14 dargestellte Bruclistüuk einem sol- 
chen Diatreton an.
	        
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