Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Sechstes 
Hauptstück  
mit Kautschuk den Vergleich verträgt, aber wegen seiner merk- 
würdigen Sondereigenschaften, die es mit keinem anderen Stoffe 
theilt, ausserdem sein aussehliesslich eigenes Stilgebiet hat. 
Das Glas als Bildstoff tritt auf in dreierlei Zuständen. 
1) als sehr harter, spröder und fester Körper, dem durch Ab- 
nehmen von Theilen, mit Hülfe schneidender Instrumente, eine 
beliebige Form ertheilt werden kann. 
2) als flüssige Substanz, in welchem Zustande es wie Metall 
in Formen gegossen wird und beim Abkühlen, mit Beibehaltung 
seiner Form und Farbe, in den Aggregatzustand einer festen sprö- 
den krystallinischen Masse übertritt. 
3) als Weiche, sehr plastische, zähe und dehnbare Substanz, 
die nach der Erkältung die im weichen Zustande erhaltenen For- 
men und Farben unverändert behält. 
Glas 
Das 
als harter Bildstoff. 
Diese Reihenfolge der drei technischen Processe des Bildens 
aus Glas scheint der Geschichte dieses Fabrikates zu entsprechen. 
Ueber die Benutzung des bunten Glases als Schmuckgegenstand, 
das Fagoniren von Glasstücken, das Reihen und Zusammenfügen 
derselben zu Korallensehnüren und Mosaikgetäfeln, finden sich 
in den ältesten Urkunden der Menschheit Andeutungen, obschon 
in ihnen der Glasgefässe nirgend Erwähnung geschieht. Hiob 
stellt das golddurchsprengte Glas über Saphir und Gold. Kry- 
stall und das (unbekannte) Raboth kommt dagegen gar nicht in 
Betracht. Moses sieht unter den Füssen Gottes ein Solium aus 
saphirnen (gläsernen) Ziegeln, Hesekiel den Gott Israels auf 
G. L. Hochgesang, Historische Nachrichten von Verfertigung des Glases. 
Gotha. 1780. 
M. L. C. Schülin, Geschichte des Glases. Nordhausen 1782. 
Verschiedene Aufsätze in Beckmann, Geschichte der Erfindungen. 
(Rubinglas Bd. I. S. 373. Spiegel Bd. III. S. 467. Kunst Glas zu schnei- 
den und zu ätzen. S. 536.) 
Ueber Glasinkrustationen u. s. w. siehe: 
Raoul-Rochette. Peintures antiques inädites. S. 580. 
Unter den antiquarischen Schriften erwähnen wir noch: 
Buonarotti. Osservazioni sopra alcune frarnmenti di Vasi am, di vätro ornati 
di iigure, trovati nei cimeteri di Roma. Firenze 1816. 
H. C. v. Minutoli, Ueber die Anfertigung und die Nutzanwendung der far. 
bigen Glasur bei den Alten. Berlin D336. 
Le vieil, Art de la peinture sur verre 1774 in Fol. Paris. 
Glases.
	        
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