Klasse I. Das Fass (Reservoir). Griechisch Pithos. Lat. Dolium. Franz.
Jarre und Cuvier. Span. Tinaja. Toskanisch orcia, cziro und coppo.
Koupchin in Armenien. Gamuci in Brasilien.
Die sphäroidische oder ovoidische Form der vertikalen Durch-
schnittsebenen, die bald mehr bald weniger der Kreisform sich
nähern, ist hier typisch und naturgesetzlich. Jedoch unterliegt
diese Grundform je nach den spezielleren Bedingungen ihrer An-
Wßndilllg den mannigfachsten Variationen. S0 z. B. erhält das Fass
eine koneentrirte Gestalt, WO heisse Flüssigkeiten möglichst lange
Warm Oder kalte Flüssigkeiten in wärmerer Umgebung ohne An-
Wendung des Mittels der Evaporation möglichst lange kühl zu hal-
ten smd- ES wird eine entgegengesetzte Form erhalten müssen, wenn
man eine Flüssigkeit oder die Umgehung durch Evaporation ab-
kühlen will. In diesem Falle handelt es sich natürlich darum die
evaporlrellfle Oberiläche zu vermehren, welche Rücksicht die sonst
unerklärlichen baroken Formen der spanischen Alcarazzas und bu-
CäYOS metivirte, deren Seitenstücke uns vielleicht an einigen antiken
Vasen des südlichen Italien mit gleichfalls höchst baroken aber
die Oberfläche vermehrenden plastischen Extremitäten begegnen.
E111 Reservoir das zugleich als Kessel dienen soll, nämlich
zur Erhltzung der Flüssigkeit über einem darunter befindlichen
Feuer: muss eine oben sphäroidische aber unten abgeplattete oder
vielmehr besser konkav gewölbte Oberiläche erhalten, u. s. W.
Die ältesten Töpfe sind zum grössten Theile von dieser Gattung.
Die meisten assyrischen und ägyptischen Gefässe aus Thon haben
in mehr oder minder ausgesprochener Weise ldie Dolienform.
Eben so sind die altgrieehischen und römischen Dolia, von zum
Theil kolossalen Verhältnissen, der reine Ausdruck dieses Typus.
Sie finden sich in den verschiedenen Sammlungen zum Theil in
sehr grossen Verhältnissen; z. B. eins in rother gebrannter Erde
von ausnehmender Grösse in dem ltlnsäe eärainiqne zu Sävres,
ein anderes gleicllfallS Selilr mächtiges im britischen Museum. Be-
rühmt ist das dolium des Diogenes, dessen einem antiken Wand-
gemälde entnommene Abbildung hier beifolgt.
Wie bei fast allen Gattungen von Gefassen zeigt sich auch
bei diesem ein allmäliges Uebergehen von den ältesten sphä-
Semper, Stil II. 2