Keramik.
Technisch-Historisches.
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Idealismus freier Kunstentfaltung ausschliesst, stilgemäss und
vollkommen. Auch entsprechen sie der Vollkommenheitsidee
in gleichem (irrade darin, dass sich an ihnen eine vollständige
und zugleich ihre Schranken kennende Meisterschaft über die
Technik kundg-ibt, die dem schwierigen Stoffe alles, nur nichts
ihm Fremdes und Heterogenes, zumuthet, die neben dem Zweck-
lichen zunächst auch die Hervorhebung der spezifischen Eigen-
schaften des Porzellans und die formale Verwendung aller Mittel
die es bietet im Auge hat. 1
Aber was diesen Nutzporzellanen, vorzüglich den älteren, noch
besonderen Reiz ertheilt ist, ausser der Vortrefflichkeit der Paste
und ihrer technischen Behandlung, ausser der Zwecklichkeit und
Stoffangemessenheit der angewandten Formen und Dekorationen,
jene oben bezeichnete Eigenthümlichkeit, die sie zu Gefassen aus
künstlichen edlen Steinen stempelt, ohne dass sich doch im min-
desten die reelle Absicht, durch sie täuschen zu wollen, an ihnen
wierräth. Sie tragen nur das Merkzeichen ihrer Abkunft, als künst-
licher Ersatz für jene mit kostbaren Edelsteinen und Goldfäden
ausgelegten indischen und chinesischen Gefätsse aus blassgrünem,
hartem und durchscheinendem "Jede" (das nicht mit dem ge-
meinen Speckstein zu verwechseln ist), welche die Zierde unserer
orientalischen Sammlungen sind. 2
Wenn ihre Form (mehr gedreht, geschliffen und geschnitten
als modellirt), diesem Charakter einer Gennne entspricht, so tritt
letzterer noch deutlicher hervor in der unnachahrnbaren Seladon-
farbe ihrer Masse, die bald mehr in das Olivengrün, bald mehr
1 Die grossen Prachtvasen der Chinesen und Japanesen sind schon Ver-
irrungen des Stils; denn ihnen fehlt bereits ganz das Gemmenhafte, das
die Kolossalität ausschliesst; ihre Ausführung ist schwierig, aber doch behalten
sie noch ihren Charakter als Nutzgefässe; sie sind unfertig für sich, vervoll-
ständigen sich erst durch die liietallgarnitnr und das Blumenbouquet, als
Schmuck eines Gartens oder eines Prachtraums. Wo aber die chinesische
Porzellantöpferei ihren realistischen und dekorativen Boden verlässt, wohl gar
figürlich-bildneriseh und statuariseh auftritt, dort verliert sie sofort alles
stilistische Interesse.
9 Das Museum zu Kensington ist im Besitz mehrerer sehr kostbarer Vasen
und Schmuekgeräthe aus dem bezeichneten Steine (engl. Jade), deren reicher
Goldbesatz, mit Rubinen, Sllläfagtlßll und Saphiren, Zeugniss gibt von dem
hohen Werthe des fossilen Stoffes, woraus diese Gegenstände gemacht sind.
Vielleicht ist das mysteriöse Yn (s. oben) nur eine besonders ausgezeichnete
Sorte dieses Fossils.
mper, Sti