Keramik.
Technisch-Historisches.
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Missheirathen des Gustav-Adolf-Elendskollers mit der Krin0-
line, trunkene massive Bierlaune, besserenfalls akademische
Herablassung eines müssigen Bildhauers, der sich in Walhalla-
formen ergeht, die man wohl in Gyps ausgiessen, aber nicht in
Steingut brennen darf, bestenfalls auch hier mangelhafte Kopieen
nach guten mittelalterlichen Vorbildern.
Die letztgenannten Missgeburten des Geschmacks fallen weni-
ger den Engländern als den kontinentalen Steingutmanufakturisten
zur Last. Die deutschen sind die schlimmsten. Aber auch Frank-
reich bringt nur manierirtes Zeug hervor. 1
Wenn ich nach dem Besten was der Kontinent, seit Böttger,
in diesem genre des Steinguts gemacht hat mich umsehe, bleibt
mein Blick bei den Bunzlauer braunen Kaffeekannen. aus früher
Jugendzeit in bestem Angedenken, stehen.
Das ist wahres, echtes, körniges, solides, stoss- und feuerfestes
und doch leichtes Steingut, von sehr einfacher, aber durchaus
nicht unschöner, weil Zweck entsprechender, Grundform], mit sehr
gefälliger, rostfarbener Glasurhaut und grauweissem gekracktem
Unterfutter, kurz in allem vortrefflich, und doch in keiner Be-
Ziehung Nachahmung von irgend etwas Früherem. Dann bleibt
noch zu erwähnen die verdienstliche Wiederaufnahme der polir-
ten Steinwaare, die der Besitzer der Manufaktur zu Saargemünd,
Utzschneider, im grossartigen Massstabe versucht hatr Nämlich
sehr harte rothe und dunkelgrüne sogenannte Porphyr- und Jaspis-
paste, woraus grosse Vasen, Kandelaber, Kaminbekleidungen,
selbst Säulenschäfte geformt werden, die in der Schleifbank ihre
Politur erhalten. Doch findet diese Waare keinen Absatz, in der
That ist sie unverhaltnissmäissig theuer. Die Idee ist gut, aber
zu weitgreifend.
Somit müsste die Antwort auf die oben gestellte zweite Frage,
über die Erfindungen der Gegenwart auf dem in Rede stehenden
Gebiet, ziemlich kleinlaut ausfallen. Man müsste sogar bemerken,
dass sich die Gegenwart noch nicht einmal in der Benutzung des
Alten sonderlich sinnreich oder thätig bewiesen hat, dessen Hülfs-
mittel noch lange nicht erschöpft sind. Ich darf nur an die schö-
nen Mosaikemails der ältesten ägyptisch-etruskischen Steinwvaaren
Seite
Lou-
1 Selbst das von Brongniart den mittelalterlichen Steinkrügen zur
gestellte Fabrikat des Malers Ziegler wcllte mir damals, in der grossen
lloner Ausstellung (1852), keineswegs gefallen.