Keramik.
Technisch Historisches.
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Terrakotta, einer Art wirklichen Steinguts, bestehen, aber ihren
Glanz auf mechanischem Wege, durch die Polirbank, erhielten.
Andere wurden vorher mit Pfeifenthon (Kreide?) überzogen
und dann polirt. Hier also tritt eine Nachahmung, nicht des
Steins, sondern der bei harten Steinen angewandten Technik des
Polirens auf.
Wir hielten uns für berechtigt diese Produkte ältester Töpferei,
und was sie in stilistischer sowie technischer Beziehung aus-
zeichnet, hier zu erwähnen, weil ein Hinblick auf jene frühen Be-
strebungen eines höchst intelligenten Industrievolkes für die prak-
tische Frage über den Steingutstil durchaus lehrreich ist. 1
In der That darf man das gemeinsame Gebiet der noch zu
behandelnden Zweige der Keramik, nämlich des Steinguts , der
harten und mürben Porzellane, endlich des Glases, in der Nach-
ahmung der harten, mehr oder weniger edlen, Steinarten erken-
nen, wodurch wenigstens Ein stilistischer Haltpunkt für ihre Be-
handlung und Beurtheilung gewonnen wird, obschon selbstverständ-
lich der Stil dieser drei Arten edler Töpferei auch durch Anderes
bedungen ist, was die Wesenheit derselben oharakterisirt.
Wir wollen, an das ägyptische Steingut anknüpfend, sogleich
drei andere Momente aus der Geschichte dieses beschränkten
Zweiges der Töpferei herausheben, um die Möglichkeit der ver-
schiedenseitigsten Behandlung derselben bei strengster Beobach-
tung ihrer stilistischen Grenzen und der Erfordernisse ihrer Tech-
nik thatsächlich nachzuweisen, um schliesslich zu zeigen, wie das
Beste was unsere Industrie, mit allen ihren Hülfsmitteln, auch
auf diesem engsten Gebiete ihres Wirkens hervorbringt, in der
Nachahmung des Alten besteht, wie das Hinzugefiigte. wo es sich
zeigt, nichts als Stillosigkeit ist, womit man die alten Motive zu
verderben bestrebt war.
Zuerst das chinesische Steingut. Man macht in China und
Japan seit ältesten Zeiten fast alle Töpferwaare für häusliche
Zwecke aus Steingutfund selbst diese ordinaire Waare zeichnet
sich aus durch zweckmässige und sorgfältige Formgebung und
meistens auch durch schöne harmonische Farbe. Ausserdem sind
viele Gegenstände dieser rein zwecklichen Bestimmung bemer-
1 Wahres Steingut waren unbedingt auch jene samischen Töpfe, deren
Scherben, wegen ihrer Härte und der reinen Wunden welche sie schnitten,
zu den berüchtigten chirurgischen Operationen der Kybelepriester dienten.
Semper, Stil II. 2?