Keramik.
Technisch-Histbrisches.
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In gewissem beschränkterem Sinne ist dasselbe jedoch sehr
im Gebrauche, nämlich die Färbung der Glasur mit etwas Kobalt-
oxyd. Das kalte Weiss, das solcherweise künstlich hervorgebracht
wird, kann den feineren Geschmack nicht befriedigen. Bei Ker-
zenbeleuchtung erscheinen bläulicht weisse Tischgeschirre grau,
aber die leicht grünlichen Porzellane der Chinesen erhalten dann
erst ihren wunderbar milden Farbenzailber, der nicht Zufall, son-
dern wohlberechnete Wirkung ist.
4) Farbenauftrag
über
der
Glasur.
Er ist zwietaeher Art, nämlich:
Auftrag unter starkem Feuer;
b) Auftrag unter Kapselfeuer (schwach und stark).
Der erstere kann auf die ungebrannte Glasur aufgetragen
und mit letzterer zugleich eingebrannt werden, oder er wird erst
aufgesetzt, wenn die allgemeine Glasurdecke schon fertig ist, wo-
bei dann ein zweites eben so starkes Feuer nöthig wird, unter
welchem die Glasurdecke mit dem ihr homogenen zweiten Auf-
trage (bestehe er aus einem Grunde oder aus einzelnen gemalten
Dekorationen) zusammenschmilzt.
Der Auftrag unter Kapselfeuer (feu de mouile) geschieht in
ähnlicher WVeise mit leiehtflüssigeren Emailfarben, die weniger
innig mit dem hartflüssigen Grunde verschmolzen sind, aber als
Glasdecke auf ihm haften. Gründe dieser Art bieten noch grössere
Schwierigkeiten als Gründe bei starkem Feuer. 1 Dieser Auftrag
bleibt daher der Dekoration durch Glasurmalereien vorbehalten, die
oft ein drei- und mehrfaches Feuer bis zu ihrer Vollendung gebrau-
chen. Man bedient sich dazu theils der durchsichtigen, theils der
opaken Emailfarben (durch Zusatz von Chinesisch-Weiss), theils
wird der gewünschte Effekt durch letztere und durch Lasuren der
ersteren über letztere erreicht, wobei mehrfache Wiederholungen
des (gefährlichen, zeitraubenden, auch kostspieligen) Brennprocesses
nothwendig werden.
Diese Umständlichkeit erschwert die ausgedehntere Anwen-
dung der genannten Processc bei der Fayencefabrikation, der
durch die Porzellane das Gebiet der Luxustöpferei beinahe gänz-
lich entfremdet wurde.
Brongniart II.
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