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Sechstes
Hauptstück.
Wirkungen der Farbe und Plastik lassen sich vereinigen, indem
man Ornamente auf andersfarbigen Grund presst, oder in anderer
Weise aufträgt, und die leicht erhaben gemusterte Oberfläche glasirt;
ein Verfahren, das die Chinesen mit so vielem Glüeke benützen.
Durch
(vitriüable)
glasiiüssige
färben.
Die _Deckhaut ist erdig, hier sind die Farben verglasbar.
Diese Procedur entspricht unseren Verhältnissen vollkommen,
weil sie sich mit Leichtigkeit mechanisch ausführen lässt. Be-
drucktes Papier wird auf den Topf gekleistert und wieder ab-
gewaschen, WO dann die Druckerfarbe (aus glasigen Farben ge-
macht) hängen bleibt; hernach folgt der Ueberzug und das Bren-
nen. Ein höchst gefährliches Mittel, mit geringstem Aufwande
an Zeit, Arbeit und Kunst jeden beliebigen Grad des Reichthums
in der Flächendekoration zu erreichen. Beweis die vielen Miss-
bräuche, die damit getrieben worden sind. Hier schützen diesel-
ben Grundsätze, die theils in dem ersten Bande unter der Rubrik
Decke, theils im vorhergehenden Hauptstücke, bei der Bespre-
chung' der Gefässtheile bereits aufgestellt worden sind.
Monotonie im Quasi-Bedeutungsvollen (schlechtester, langwei-
ligster Genre, der auf Tellern, Tassen und Nachtgeschirren
lange Zeit Mode war und noch ist), Ueberladung, Missverliältniss
der dekorativen Ausstattung zu dem Objekte im Ganzen, Bunt-
heit etc. sollten um so sorgfältiger vermieden werden, je billiger
und leichter es ist, hier verschwenderisch zu sein.
Diaperornament, Rankenwerk, Muschen und Arabesken, nach
chinesischer Art über die Flächen ohne strenge Regel zerstreute
Motive und dergl. Aehnliches sind zu empfehlen, weil Unregel-
mässigkeiten der Ausführung, bei so schneller Fabrikation unver-
meidlich, dabei nicht auffallen. Mit entgegengesetzter Anwendung
des gleichen Grundes vermeide man regelmässige Figuren, Zonen,
Eierstäbe, grade Linien und dergl.
Farbiger
Glasurauftrag (fond
de couleur).
Die technischen Schwierigkeiten, welche er bietet, scheinen
Ursache zu sein, dass dieses Verfahren nur bei der opaken Fayenee
und dem Porzellan, aber selten bei der feinen Fayence in An-
wendung kommt. 1
1 Brongniart II. S. 635.