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Sechstes
Hauptstück.
Bandwerke, dessen vertiefte Zwischenräume wieder mit anders
gefärbten Emailmassen ausgefüllt sind, gleichsam niellirt. Dem
Meister waren die Mängel, die mit der Fayenceglasur verbunden
sind, erwünschter Vorwand, um etwas Reiches, Schönes und
Eigenthümliches machen zu dürfen. Zugleich sind sie wahre
Muster des Stils für geformte Gefässe, die nicht wie gedrehte
zu behandeln sind. Weil es schier schwierig ist, sie ganz rund aus
der Form herauszubringen und Formfehler zu vermeiden, macht
man geformte Waaren besser nicht kreisrund, sondern oval
oder vieleckig, lässt man die (lberiiäehe nicht glatt, sondern
gibt ihr Nervüren und alle möglichen Reichthümer, die aus dem
Processe des Formens von selbst hervorgehen und diesem bequem,
nämlich Bach, nicht untergraben sind. Dadurch wird das Ab-
formen erleichtert und der Unterschied der Kosten zwischen rei-
chen Gegenständen und einfachen beschränkt sich auf die ein-
malige Auslage "für das Modell. Allen diesen Bedingungen ent-
sprechen die Alhambravase und die nach gleichem Prinzipe, aber
noch viel geistreicher, ausgeführten köstlichen Henry U, Gefässe 1
vollkommen.
124.
Feine
Fayence, Erdwaare
(Fayence
Eine Erfindung, die wahrscheinlich, wie diess öfters der Fall
war, gemacht wurde, während des Verfolgens ganz andrer Zwecke.
Wenigstens datiren die ältesten bekannten feinen Fayexicexi
aus der Zeit wie die Majolikafabrikation, durch die Mode be-
günstigt, grossen Aufschwung nahm und man noch nicht überall
das Geheimniss der opaken Zinnglasur kannte. Man verfiel auf
Ersatzmittel, die ihrerseits die grössten und folgereichsten Erfin-
dungen waren und mit der Zeit die alten Proceduren, die man
nicht herausbringen konnte, verdrängten. Nach Brongniart sollen
weder die Alten noch die Chinesen und Japanesen die eigentliche
feine Fayence gekannt haben, 2 S0 dass also diess die einzige
hedeutendere Erfindung in der Töpferei wäre, deren sich Europa
rühmen könntef
1 Die übrigens der jetzt folgenden feinen Bäyenee angehören.
"Indessen gesteht er doch, dass ihm einige wenige Gefässe
dieser Gattung anzugehören schienen. (S. Band I, S. 30.)
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China