Keramik.
Einleitung.
Die erste und allgemeinste Absicht ist die des Fassens,
man strebt nach einem Mittel eine Flüssigkeit oder auch eine
kßllektive Anzahl von trockenen Gegenständen einzuschliessen
und zusammenzuhalten.
Eine zweite von jener verschiedene Absicht der Töpferindu-
strie ist die Hervorbringung von Instrumenten des Schöpfens.
Wir wollen ein Werkzeug was geeignet ist von einer grösseren
Quantität Flüssigkeit einen Theil aufzufangen und zu irgend einem
weiteren Zwecke zu isoliren.
Dazu kommt noch eine dritte Absicht die mit jener zweiten
häufig verbunden auftritt, nämlich die des Einfüllens: Wir
wollen das Geschöpfte, Aufgefangene, in ein Reservoir hinein-
leiten. Noch eine vierte Absicht ist die der dritten entgegenv
gesetzte des Ausgiessens.
Also das- eigentliche Fass (Reservoir), das Schöpfgefäss,
das Füllgefäss (Trichter) und das Gussgefäss, diess sind
die vier elementaren Grundformen der Keramik.
Die Natur bietet gewisse Formen, welche die barsten Aus-
drücke dieser vier Konceptionen der Töpferkunst sind.
Die Kürbisse und die Eier sind Fässer oder Reservoirs in
strengster und ungemischtester Form. Das Ei wurde daher auch
tlefsinniges Symbol des Absoluten, Allumfassenden, der „Welt als
Wille-u Man findet in Thon 0de1' Marmor gebildete und zum Theil
auch wirkliche auf ihrer Oberfläche reich ornamentirte Strausseneier
nicht selten in hetruskischen Gräbern neben andern Gefassen. Auf
dem sogenannten Harpyengrabmal haben die lbdesmütterliligestalt.
Ein UrtyPus für das Schöpfgefässe ist die hohle Hand;
auch das Horn gewisser Thiere ward ohne Zweifel ein frühestes
Motiv, als Form für derartige Gefässe. Dasselbe Hornf unten an
der Spitze abgeschnitten oder durchbohrt, ist der einfachste Trich-
ter, das ursprünglichste Füllgefäss, das auch als Trinkhorn
besondere Weihe erhielt und sogar später mit allen Ausschmiickun-
gen und Verschönerungen der höheren Kunst in Thon, Stein,
edlen Metallen und anderen Stoffen nachgebildet wurde.
Eben so bilden die Muscheln und die Seeschnecken natürliche
Ausgussgefässe.