Keramik.
Tachnisch-Hiatorischos.
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verbreitet, so dass er sogar während der antikisirenden Renais-
sance besonders in den Kleinkünsten und in der Dekorations-
malerei seine Geltung behauptete (Arabeske).
In welchem Verhältnisse Luca. della Robbiaf der erste der
wirklich emaillirte Fayence nach der technisch genauen Deli-
nition dieser Thonwaare in Italien herstellte, zu den spanischen
Töpfern stand, ist ungewiss, aber die grosse Unabhängigkeit einer
Richtung und des Stils seiner berühmten Waare, die von den
spanisch-maurischen Grundsätzen der Behandlung und der De-
koration nichts annahm, scheint seine Originalität auch sonst zu
verbürgen. 2
Die sogenannte Terra invetriata des Luea ist wirkliche
emaillirte F ayence, sie wurde von ihrem Erfinder zuerst an Stelle
der Terrakotten für plastische und bauliche Zwecke verwerthet,
sodann auch zu eigentlichem (mehr hierher gehörigem) Töpfer-
werke, das nach einem der Hauptfabrikorte Faenza seinen Namen
führt, Dieses ist in seinem Stile vornehmlich plastisch und
macht das hinzutretende Email sich nur durch seinropakes opal-
artig schillerndes Milchweiss geltend. Farben und Arabesken
kommen erst später hinzu, wobei immer das Milchweiss des Grun-
des vorherrschend bleibt, ein Charakteristikum der eigentlichen
toskanischen Fayence.
Während Robbia seine Eriindung so durchaus neu und eigen-
thümlich im plastischen Sinne verwerthet, sich vom Orient eman-
cipirt zeigt, tritt das Gegentheil hervor bei der umbrischen Töpfer-
schule mit ihrem sogenannten Majolikafabrikate, das lange bei
dem orientalischen Prinzipe der Flächendekoration verharrt, wozu
es theils durch Inspiration 3 an wirklichen arabischen Vorbildern,
theils aus dem guten Grunde geführt ward, die schlechte unreine
Glasur der sogenannten mezza majolica 4 zu verstecken.
' 1388-1430.
2 Ich werde die seit Passeri bequeme und daher oft mit Vorliebe behan-
delte Geschichte dieser interessanten Gattung von Thonwaaren hier nicht wie-
derholen, sondern auf bekannte Werke verweisen. Brongniart. Marryat, La-
barte, introduetion etc. p. 282 ff. Rioereux. Art. Arts ceramiqixes in "Le
moyen äge et 1a renaissance."
3 Originalität war niemals die stärkste Seite dieser Schule.
4 Es dauerte fast 50 Jahre, ehe die umbrischen Töpfer das eigentliche
Zinnemail herausbrachten, erst gegen das Ende des 15. Jahrh. Vorher be-
diente man sich der weissen Kreidedeeken (engobres) unter einer durchsichtigen