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Sechstes
Hauptstück
nerisehen Schmuck von jenen rohen Werken des barbarischen
Töpfers trennen.
Diese Charakterzüge der römischen Keramik mögen hier ge-
nügen, da. ein spezielles Eingehen auf ihre Details bei Weitem
weniger stilistisches Interesse bietet, als diese mit der griechischen
der Fall ist; der römische Töpfer verbesserte und erleichterte
nur die stoffliche 1 Darstellung, nach Prinzipien, die an sich
schon bekannt und gräkoitalischel" Erbschaft sind. Sie reichen
auch hin, um später unsere Ansichten über den Rapport zwischen
der Baukunst und der Töpferei dieses Herrschervolkes daran zu
knüpfen.
121.
Süditalische Töpferei.
Sie bildet ein merkwürdiges Kompromiss zwischen dem alt-
italischen plastischen Prinzipe und dem glatttiächigen malerischen
der Griechen, wie es aus der Scheibe und dem Glasirofen hervor-
ging. Die alten Traditionen versöhnen sich hier mit der Revo-
lution, und dieses geschieht in der Zeit der makedonischen Nach-
blüthe der gr. Kunst, kurz vor Pyrrhus und der römischen Unter-
jochung Süditaliens, zum Theil durch die Vermittlung des damals
allgemeinen von Asien überkommenen Luxus der argumentirten
und embleniatisirten Metallgefässe; aber zugleich mag die
Tradition durch die Erhaltung eines besonderen plastischen Ele-
ments in der Töpferei dazu mitgewirkt haben. In dieser Be-
ziehung, nämlich wegen des konservativen Geistes der mit den
Entartungen eines späten, bereits zerfahrenden Kunststiles zu einem
eigenthümlichen Gemisch sich vereinigt, sind die grossen lukani-
sehen Prachtgefässc sehr merkwürdig. Wir meinen nicht die
plastische Behandlung ihrer Extremitäten, die schöner und weit
entschiedener an gewissen kampanischen plastisch malerisch deko-
rirten Vasen (aus Cumae, Nola, Capua) durchgeführt ist, sondern
1 Diese erlitt dadurch Modifikationen, die zu verfolgen allerdings von
grossem Interesse wäre; doch müssen wir der Fülle des Stoffes wegen an den:
Prinzipe festhalten, den Stil der Keramik vorzugsweise mit Hinblick auf dessen
Bezug zur Baukunst zu berücksichtigen. Das Formen, Abklatschen, An-
haften etc. der plastischen Werke und die daraus hervorgehenden Modifikatio-
nen ihres Stils können eben so füglich an anderer Stelle zur Sprache kommen.