Hauptstück.
Fünftes
Noch mehr! die Grundzüge der gesammten ägyptischen
Architektur scheinen in dem Nileimer gleich wie im Embryo ent-
halten zu sein, und nicht minder auffallend ist die Verwandtschaft
der Form der Hydria mit gewissen Typen des dorischen Baustils l
Beide Formen sind die Vorkünderinnen dessen was die Baukunst
erfand, indem sie darnaeh rang das Wesen beider Völker monu-
mental auszudrücken.
Wie in dem Vorhergehenden über Bekleidung so möge auch
hier wieder der zu behandelnde reiche Stoff in zwei Haupt-
abschnitte vertheilt werden, indem sieh die reinen gleichsam ab-
strakten ästhetisch-formalen Fragen an diejenige über den Zweck
und die Bestimmung der Gefässe knüpfen lassen und, in einem
zweiten Hauptstücke, die Berücksichtigung der keramischen Stoffe
und der wichtigsten Proceduren in dieser Kunst gleichsam von
selbst auf deren Stilgesehichte führen muss.
Jedes keramische Produkt ist zunächst bedungen durch die
zweckliehe Bestimmung des Gegenstands, durch dessen Nutzung,
sei diese nun thatsächlieh von ihm gefordert oder nur voraus-
gesetzt, und in einem weniger realistischen, mehr ideellen, Sinne
aufgefasst. Die schönste Prachtvase aus Marmor oder Porphyr,
bestimmt in der Vorhalle eines Palastes zur Zierde einer Nische
zu dienen oder den Mittelpunkt eines Raums zu schmücken, muss,
obschon sie nicht zum Gebrauche bestimmt ist, in formaler Be-
ziehung motivirt sein durch irgend ein Wirkliches Nutzgefäss,
welches bei der idealen Behandlung des Kunstwerks den noth-
wendigen realistischen Stützpunkt bietet, ohne den eine jede der-
artige Komposition, als gleichsam in der Luft schwebend, bedeu-
tungslos und unverständlich bleiben muss, ja überhaupt keine
wahre formale Existenz gewinnen kann.
Verschiedene Zwecke veranlassen uns Gefasse zu bereiten,
welche einfache oder gemischte Formen annehmen, je nachdem
nur eine oder mehrere Absichten zugleich bei deren Erfindung
verfolgt wurden.