Keramik.
Technisch-Historisches.
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Gemeinschaft ältester Traditionen, worin Besiegte und Sieger
einander begegneten, zur Befestigung der Herrschaft letzterer
und zum guten Verständniss beider sein müsse. Die herrliche
Töpferei der Griechen war ein Werk der Revolution; sie
brach mit der Tradition, indem der freie hellenische Geist
alle formalen Konsequenzen einer neuen Procedur erkannte und
adoptirte. Das Gegentheil davon ist die römische, sie benützt
die Scheibe zu ihren Zwecken, ohne ihr ein Recht einzuräumen,
macht sie sich und ihrem traditionellen Formensystem dienstbar. Die
Scheibe erleichtert nur die allgemeinere Formgebung, die schon
durch Ueberlieferung gegeben ist; sie bereitet die Form vor, aber
vollendet wird diese durch den urältest-privilegirten Plastiker,
der allerdings praktische Fortschritte gemacht hat und seine Arbeit
mit der Maschine, (Stempel, Rolle, Gussform, Pressform) und mit
Hülfe des (der ltletallarbeit abgeborgten) Anlöthens und Anheftens
von ornamentalen Emblemen an die nackte gedrehte Grundform
sich erleichtert, der solcherweise zugleich das Geheimniss der
raschesten und billigsten Vervielfältigung seines Werkes
gefunden hat.
Eben so geschickt wie die Scheibe weiss der Römer die Glasur
zu beherrschen, kein griechisches "Lustre" ist so glänzend fest
und rein, wie das rosaroth-durchsichtige, dasdie römische rothe,
sogenannte, samische Waare bedeckt. Aber niemals kam er auf
die Idee, es künstlerisch zu verwerthen, das malerisch dekorative
Prinzip auch für hartgebrannte Waare zu ermöglichen, sondern
er gibt die Farbe und die Malerei sofort auf, wie sie
eingebrannt werden muss. 1
Was die Umrisse und den allgemeinen Habitus dieser römi-
sehen Töpfe betrifft, so muss der geringe Unterschied, der in
dieser Beziehung zwischen den ältesten italischen, keltischen und
selbst germanischen Töpfen und ihnen wahrzunehmen ist, um so
mehr auffallen, je mehr sie sich durchtechnische Vollendung und
durch ihren schon dem Verfalle der Künste angehörigen bild-
1 Ausnahmefälle bestätigen nur die Richtigkeit dieser Behauptung.
Emaillirte Gefässe, die man fand, wenn sie römischen Ursprungs sind, bewei-
sen durch ihre Seltenheit den Nichterfolg dieser technischen Richtung. Das
Schmücken der Gefässe mit Büife der eben beschriebenen Methode ä. 1a barbo-
tine gehört mehr der Plastik als der Malerei an und ist bei den Römern stets
monoehrom (weiss auf schwarz oder roth).