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Hauptstück.
Sechstes
hörig. Nur an einigen Stellen hat sich Farbe und das Empasto
erhalten, selbst auf männlichen Figuren; wo beides verschwand,
unterscheiden sich die rothen Figuren in gar nichts
von den gewöhnlichen unbemalten. 1
120.
Römische
Keramik.
Es bleibt immerhin überraschend wie die römische Töpferei,
obschon weder in technischer noch in formaler Beziehung voll-
kommen, binnen weniger Jahrhunderte die herrschende ward.
Nicht nur lernten die Barbaren, Gallier, Britten und Deutsche,
schnell die römische Technik kennen und üben, auch Aegyp-
ten, Asien und selbst das durch seine Keramik allein schon un-
sterbliche Volk der Griechen liessen die ihnen heimischen Proce-
duren fallen, adoptirten dafür ohne Zwang römische Technik und
römische Formen. Ein Theil des Geheimnisses schneller Be-
festigung römischen Einflusses (auf diesem engen Gebiet der
Töpferei wie überhaupt) ist das treue Festhalten ältester indogerma-
nischer Kulturformen, das schon in dem konservativen Charakter
des Volkes lag, das aber der römische Weltherrschaftsgedanke zum
politischen Prinzip erhob, wohl berechnend, welche Bande die
' Antiquites du Bosphore Cimerien conservees au Musee Imperial de
PErmitage. Petersburg 1854. Tab. 50 zeigt eine Amphora mit schwarzem
Grund und rothen Figuren und Ueberreste von Farben auf den Figuren rechts
und links, obschon Nebenüguren, während die übrigen nach der gewöhnlichen
Weise roth sind. Eben so aufTab. 51 u. 56. Auf Tab. 62 sind auch auf den
männlichen Figuren Ueberreste des Leukoma zu sehen. Die Identität der
späten Vasenenkaustik auf weissem Thongrund mit der attisßhen Enkaustik
des weissen Marmors ist nicht mehr zweifelhaft. Schon Rollin stellte sich
diese Enkaustik als eine Art von Mosaik vor, die man durch gefärbte Wachs-
stifte (oder Wachsstücke) herausgebracht habe. Calencas in seinen Essais
sur l'histoire des helles lettres et des Arts T. III. p. 186 beschreibt ganz richtig
die Enkaustik des Pausias folgenderweise: La caustique consistait ä plaquer
sur le bois, ou sur Pivoire, des cires de differentes couleurs. Ducange (gloss.
med. et inf. Graecit. p. 648) sagt: Cerae diversis coloribus imbutae absque
penicillo invicem committebantur, quod encaustum proprie vocabant. Aber
später wurde durch die Gelehrten und die sich häufenden Wachsmalereiver-
suche aller Art nur Konfusion über diese archäologisch-kunsttechnische Frage
verbreitet.