Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

Keramik. 
Technisch-Historisches. 
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Kunst,  das Darüberhinausgchen, nachdem es erreicht wor 
den war. 
In der Frühzeit der hellenischen 'l'öpf'erei sind die Formen 
noch halb archaisch, die Bildmasse, die Töpferscheibe, die Proce- 
duren des Malens und Glasirens beengen noch den Willen des 
Töpfers; die Metallotechnik findet noch unmittelbare stilistische 
Nachahmung, barbarische Ueberlieferungen oder Einflüsse machen 
sich noch geltend. Aber im Verhältniss gegen die archaischen 
zeigt sich mehr Mannichfaltigkeit und vor allem mehr homogener 
Schwung der Formen, ein Resultat der besser verstandenen und 
gehandhabten Tretscheibe. Die ersten Schritte auf der neuen 
B_ahn sind nicht unmittelbare Verschönerungen, die kühnen tro- 
choiden Formen der besseren archaischen Gefässe mit ihren un- 
vermittelten Uebergängen vom Konvexen in der Konkave werden 
rundlich schwülstig und dickleibig; es sind zweihenkliche Ami 
phoren, dreihenkliche Hydrien, Schalen, Oenochoen, Lekythen und 
Kelche; meistens von beträchtlichem Umfange. (Diesem Stile ge- 
hören die auf S. 12 unten rechts, S. 59, S. 97 abgebildeten Ge- 
Passe an.) 
Aber bald zeigt sich ein Fortschritt zum Kräftigen und Tüchs 
tigen, das zwar noch in der Fülle seinen Ausdruck findet, aber 
zugleich in der Stratfheit schwungvoller und elastischer Kurven, 
welche sich dem attisch-dorischen Echinusprofil immer mehr 
annähern. Einige Härten des archaischen Stils (z. B. in den UeberÄ 
gängen des Halses zum Rumpfe, in den Fussansätzen und sonst) 
bleiben noch zurück, die Kontinuität der Kurven ist mehrfach 
unterbrochen, die struktive Bedeutung gewisser Symbole scheint 
noch nicht immer klar erkannt und in diesem Sinne gehandhabt 
zu sein. Den üppigen Formen entspricht noch eine gewisse mo- 
notone Buntheit der Dekoration, die das orientalische Prinzip noch 
nicht ganz verleugnet, obschon eine Tendenz nach dem entgegen- 
gesetzten harmonischen Systeme (Unterordnung kontrastirender 
Theile um einen Beziehungsmittelpunkt) schon erwacht ist. 1  
Es folgt ein Umschlag in der Richtung, nämlich die gekünstelte 
zierliche Ivormenstrenge; ein Stil der, wenn er herrschend blieb 
und als Kanon erstarrte, der höchsten Entfaltung der Künste und 
des wahren Hellenismus im Allgemeinen entgegengetreten wäre. 
Er Waltet zur Zeit der Tyrannen, in der nach den Pisistratiden 
 1 Vergl. Hd. I. ä. 14. 
	        
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