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Sechstes
Hauptstück.
der indogermanischen Urtöpfe, wenn schon in durchgebildeterer
Ausführung. Die ältesten sind mit Lineamenten, Punkten, und
dergl. ganz bedeckt, nachher vereinfacht sich das Liniennetzwerk,
überzieht es nur noch den Bauch, Während Ringe die Ansätze der
übrigen Theile bezeichnen.
Schon einer Weiteren Entwicklung dieses Stils gehören die ge-
malten Thierfriese an, die in einfacher Anwendung, oder in
mehreren parallelen Zonen den Topf umfassen. Dieses dekora-
tive Prinzip ist mit dem der plastischen Verzierungen der zweiten
Gruppe tyrrhenischer Vasen beinahe identisch, deren wahrschein-
licher Ursprung aus der Metallgefässkunst bereits angedeutet wurde.
Aber was aus diesen gleichen Anfängen in beiden Stilen (dem
plastischen und dem malerischen) hervorgehen sollte, zeugt von
der höheren Kunstbegabung des griechischen Stammes, ver-
glichen mit den stammverwandten Italern, die den freien Geist
nicht hatten mit der Tradition zu brechen. Eigenthümlich für
die Dekoration der ältesten oligochromen Vasen sind auch die
Blumen, Bälle, Kreuze, Waffeln u. dergl., Womit die Flächen un-
regelmässig bestreut sind. Vielleicht sind sie technischen Ursprungs
und, wie die sogenannten Fliegen in der Porzellanmanufaktur,
anfänglich bestimmt Fabrikfehler zu verstecken.
Die letzte Gruppe dieser ältesten hellenischen Vasen zeigt zu-
nächst neben den asiatisirenden Zonen von Thieren und Unge-
heuern schon menschliche Figuren: zuerst, wie es scheint, inhalts-
leeres Wiedergeben bekannter orientalischer Typen, geflügelte,
halb im Profil, halb en face dargestellte Genien, Götter, oder
Symbole, die Löwen, Panther, Strausse, Schwäne u. dergl. Bestien
bändigen und abschlachten.
Dann treten die ersten Versuche hervor, diesen frelnd-Inythi-
sehen Ungeheuern eine neue heimische Fabel anzudiehten. So
ist unter anderen Beispielen das Charadenspiel zwischen der vor-
her unthätigen, dem Griechen inhaltslosen, orientalischen Sphinx
und Hermes, oder Pan, ein wahrscheinlich frühester komisch-
humoristischer Uebergang zur handelnden Darstellung. Ein Be-
zug, keine Handlung, der aber hinreicht die Gruppe zu moti-
Viren. Wohl noch näher lag ein anderes Mittel, diesen erstrebten
Bezug in sinnlichster Weise herzustellen, nämlich durch Thier-
hatzen, durch Männerkämpfe oder durch erotisches Ringen. So
gelang es ganze Figurenfriese um einen Mittelpunkt herum an-