Fünftes
Hauptstück.
die situla, der alten Aegypter; das zweite ist die hellenische
Hydria. Beide haben denselben zwecklichen Ursprung, sie sind
beide bestimmt WVasser aufzufangen; aber das erste ist Schöpf-
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Situla.
Hydriu.
gefäss, um das Wasser aus dem Nile heraufzuziehen, und daher
charakteristisch für Aegypten, die Gabe des Nils, das keine dem
Felsen entrieselnde Wasserquellen hat. Zwei solcher Eimer wur-
den von den ägyptischen Wasserträgern an einem Joche getragen,
so dass einer vorn, der andere hinten hing; der schwerste
Theil ist zu unterst, oben verengt sich das Gefass, um das Aus-
schütten zu verhüten. Es ist geformt wie ein Wassertropfen,
auch erinnert es im Ganzen und in der Ornamentation an den
ursprünglichen Ledersehlauch, der in der ältesten Kulturperiode
Aegyptens das übliche Sehöpfgefass War, und diess unter den
Türken heutzutage wieder geworden ist. Man bemerke jene
Hieroglyphenstreifen unterhalb des Wulstes, der den Rand des
Gefässes bildet, diese sind motivirt durch die Erinnerung an
die Falten des Ledersehlauchs, der Pera nach lateinischem Aus-
drucke, der auch für dergleichen metallene oder irdcne Schläuche
galt, die durch die Einziehung der Mündung entstehen mussten.
Wir fühlen lebhaft die volle Zweckangemessenheit dieser
Form, welche der entschiedene Gegensatz jener griechischen
Hydria ist, deren Bestimmung darin besteht das Wasser nicht
zu schöpfen, sondern es, wie es vom Brunnen iliesst, aufzufangen.