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Sechstes
Hauptstück.
Die zweite Art Homogenität, nämlich die der Hassen
ist überall nothwendig; von ihr ist das Gelingen fast aller YVerke
der 'l'öpferei grösstentheils abhängig. Sie besteht in der mög-
lichst vollkommenen gleichen Dichtigkeit und Zu-
sammensetzung der Massen, welche bewirkt, dass die Er-
zeugnisse durch Trocknen und Brennen so gleichmässig wie mög-
lich schwinden, d. h. an Volumen abnehmen. I)
Dieser Art: Homogenität entspricht, in den genannten WVir-
kungen, die möglichst erreichbare Volumengleichheit, und
die Berücksichtigung derselben bildet eines der Wich-
tigsten Stilmomente der keramischen und plastischen
Künste, die von ihnen auch auf die Skulptur, in Metall und
sogar in Stein, und in der That selbst auf die Baukunst, über-
gingen. Zur Erklärung diene das Beispiel einer Porzellanvase
grösseren Umfangs, die mit zu voluminösen Henkeln versehen ist.
Die Massenhaftigläeit der letzteren bewirkt, 2 dass sie in anderen
Verhältnissen (im Feuer) schwinden, als der dünne Körper des
Bauchs, dem sie angehören, dass sie folglich sich loslösen, oder
den Bauch , woran sie befestigt sind, verunformen, oder ihn
wohl gar zerreissen. 3
Das grossartige Zusammensein , die Ruhe, der plastischen
Formen des Alterthunls, wenn auch nicht aus diesem technischen
Stilmomente allein erklärlich, entspricht ihm doch wenigstens
vollkommen. Auch hier muss ich, wegen der Fülle des sich zur
Betrachtung Darbietenden, mich mit Andeutungen begnügen, dem
gütigen Leser die Weiterverfolgung des angeregten Gedankens
überlassend.
Ausser
Plasticitiit
den
und
beiden bereits besprochenen
Homogenität der Bildnmssen
Eigenschaften der
ist noch als wich-
' Man kann sagen, dass das Hauptziel aller Operationen, die die mechanische
Bereitung der Pasten ausmachen, eben in der Ilonmgenität der Masse besteht.
2 Durch das Auskunftsmittel des Hoh l machens solcher Theile wird
zwar der im Texte erwähnte technische Uebelstand einigermassen beseitigt,
aber der stilistiseh- ästhetische Sinn nimmt sie für voll, wenn sie sich
nicht auch formell als llohlkörp er darlegen, und bleibt unbefriedigt.
3 Man nennt solche Anhäufungen der plastischen Masse an einem Punkte
des Gebildes in der Kunstsprache Zusammenziehungsmittelpunkte
(centres de contraction). Sie sind nie ganz zu vermeiden, vielmehr hat jedes,
auch das in diesem Bezuge fehlerlos gebildete keramische Product, seine cen-
tres de contraction, die man kennen muss.