Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

ICerzunik. 
Technisch-Historisches. 
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Paste trocknet schwer und ungleich. Die aus ihr gebildeten 
Gegenstände erleiden durch das einfache Trocknen, und natürlich 
noch in viel höherem Grade durch das Brennen, bedeutende 
Formenveränderungen und sind geneigt Risse zu bekommen. 
Man muss daher beim Modelliren, wenn man des prakti- 
schen und diesem gemäss des ästhetischen Erfolges seines 
YVerkes versichert sein will, seine Spachtel oder seine Drehscheibe 
so in der Gewalt haben, um mit einer Weniger plastischen Paste 
das Kunstziel, in modificirter Weise, aber deshalb nicht weniger 
gut, Vielmehr besser, zu treffen. Das Abformen der plastischen 
WVerke, wenn sie noch nass sind, die Gypsabgüsse, beseitigen 
nur scheinbar die Gründe für die Beobachtung gewisser Schranken 
in der Ausbeutung der plastischen Eigenschaften der lilodellir- 
masse, vielmehr erschweren sie die erwähnten Üebelstände, in 
allen Fallen, wo solche Gypsmodelle in anderen Stoffen, z. B. 
in Stein oder in Gussmetall, getreu ausgeführt werden. 
Die grössten Bildhauer unseres Jahrhunderts haben sich in 
dieser Beziehung gegen den Stil vergangen, indem sie das Metall 
und noch mehr den Stein zu plastisch behandelten, d. h. beim 
Modelle nicht genug an den Stoff der letzten Ausführung dach- 
ten, es zu wortgetreu in den Stein- oder Metallstil übersetzten. 
Hierin allein schon stehen die Alten, ja selbst, trotz aller ihrer 
Stilkühnheiten, die Meister der Renaissance, hoch über uns. 
Eine ähnliche Nichtberiicksichtigung des Stils lassen sich auch 
unsere Töpfer und Keramisten zu Schulden kommen, indem sie 
es bequem finden, gewisse Vorbilder des Alterthums, des Mittel- 
alters, oder der Renaissance, in einem diesen nicht eigenthümlichen 
Stoffe auszuführen, dessen Eigenschaften von denen der Masse, 
woraus die Originale bestehen und gewissernlassen hervorgingen, 
ganz verschieden sind. 
Jede Paste erheischt nämlich ihren besonderen Stil; der höchst 
plastische, aber ein stärkeres Feuer brauchende, unsclnnelzbarei 
Bildhauerthon (argilc plastiquc) ist anders zu behandeln als der 
minder bildsame aber bei mässigerer Gluth erhätrtbare 'l'öpferthon 
(argile Hguline), oder als der lilergelthon (warne), von kurzer 
Paste und leichtflüssig; ganz anders endlich als der Porzellan- 
thon, der sehr wenig plastisch ist, sich dafür im halbtrockenen 
Zustande als fester Körper behandeln und schneiden lässt, der 
erst bei stärkstem Feuer und durch Beimischung seine glänzenden 
Semper, m1 XI. 1G
	        
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