ICerzunik.
Technisch-Historisches.
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Paste trocknet schwer und ungleich. Die aus ihr gebildeten
Gegenstände erleiden durch das einfache Trocknen, und natürlich
noch in viel höherem Grade durch das Brennen, bedeutende
Formenveränderungen und sind geneigt Risse zu bekommen.
Man muss daher beim Modelliren, wenn man des prakti-
schen und diesem gemäss des ästhetischen Erfolges seines
YVerkes versichert sein will, seine Spachtel oder seine Drehscheibe
so in der Gewalt haben, um mit einer Weniger plastischen Paste
das Kunstziel, in modificirter Weise, aber deshalb nicht weniger
gut, Vielmehr besser, zu treffen. Das Abformen der plastischen
WVerke, wenn sie noch nass sind, die Gypsabgüsse, beseitigen
nur scheinbar die Gründe für die Beobachtung gewisser Schranken
in der Ausbeutung der plastischen Eigenschaften der lilodellir-
masse, vielmehr erschweren sie die erwähnten Üebelstände, in
allen Fallen, wo solche Gypsmodelle in anderen Stoffen, z. B.
in Stein oder in Gussmetall, getreu ausgeführt werden.
Die grössten Bildhauer unseres Jahrhunderts haben sich in
dieser Beziehung gegen den Stil vergangen, indem sie das Metall
und noch mehr den Stein zu plastisch behandelten, d. h. beim
Modelle nicht genug an den Stoff der letzten Ausführung dach-
ten, es zu wortgetreu in den Stein- oder Metallstil übersetzten.
Hierin allein schon stehen die Alten, ja selbst, trotz aller ihrer
Stilkühnheiten, die Meister der Renaissance, hoch über uns.
Eine ähnliche Nichtberiicksichtigung des Stils lassen sich auch
unsere Töpfer und Keramisten zu Schulden kommen, indem sie
es bequem finden, gewisse Vorbilder des Alterthums, des Mittel-
alters, oder der Renaissance, in einem diesen nicht eigenthümlichen
Stoffe auszuführen, dessen Eigenschaften von denen der Masse,
woraus die Originale bestehen und gewissernlassen hervorgingen,
ganz verschieden sind.
Jede Paste erheischt nämlich ihren besonderen Stil; der höchst
plastische, aber ein stärkeres Feuer brauchende, unsclnnelzbarei
Bildhauerthon (argilc plastiquc) ist anders zu behandeln als der
minder bildsame aber bei mässigerer Gluth erhätrtbare 'l'öpferthon
(argile Hguline), oder als der lilergelthon (warne), von kurzer
Paste und leichtflüssig; ganz anders endlich als der Porzellan-
thon, der sehr wenig plastisch ist, sich dafür im halbtrockenen
Zustande als fester Körper behandeln und schneiden lässt, der
erst bei stärkstem Feuer und durch Beimischung seine glänzenden
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