Volltext: Keramik, Tektonik, Stereotomie, Metallotechnik für sich betrachtet und in Beziehung zur Baukunst ; mit 239 in den Text gedr. Holzschn. und 5 farb. Tondrucktaf. (Bd. 2)

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Hauptstück. 
Fünftes 
versehen (Siehe Fig. Seite 13), denen immer eine kanopische 
(d. h. umgekehrt konoidische) Gefässform entspricht, die eine 
mehr oder Weniger deutlich ausgesprochene Aehnlichkeit mit einer 
Mumie hat. Derartige sinnbildliche Behandlung der Formen über- 
schreitet die Grenzen der Kunst und wird lteligionssymbolil: und 
Mystik, dergleichen die Griechen möglichst von sieh wiesen; daher 
findet sie sich an griechischen Vasen nur in spielender und scherz- 
hafter Anwendung, welche letztere wir uns ebenfalls gestatten 
dürfen, wenn wir diejenige Meisterschaft besitzen, die dazu ge- 
hört, um ähnliche höchst schwierige Aufgaben nach den Gesetzen 
des Stils, und mit Geist, zu lösen. Sonst lassen wir es lieber 
bleiben, r- was der lilehrzahl unserer heutigen Keramiker und 
Goldschmiede gesagt sein mag. 
Der vom Knopfe aus strahlenförmig sich entfaltende Deckel 
kann in ästhetisch- formaler Beziehung durch seine speziellere 
Bestimmung', durch sein Verhalten zum Ganzen des Gefasses, 
endlich durch die technischen Mittel, die der angewandte Stoff 
gestattet, sich verschiedenartigst gestalten. Der ldee nach, die 
ihm unterliegt, als Dach, liegt es nahe, ihn daehahnlich zu 
behandeln, mit abwärts fallenden und sich entwickelnden Ele- 
menten (Schuppen, Schilfblattern, Pfeifen und dergl.).  Doch 
widerspricht es keineswegs der Logik des Stils in ihm die Idee 
des sich Steifens und unten auf den Rand sich Aufstützens, 
oben gegen den Kranz des Knopfes sich Gegenlehnens, kurz die 
des Widerlagers aufzufassen und formell-dekorativ zu behandeln. 
Dieser dynamische Gedanke findet sich nicht selten an lukanischen 
Gefassdeckeln durch aufwärts gerichtetes Rankenwerk, am häufig- 
sten an mittelalterlichen, und zwar in baulich struktiver Ideen- 
verknüpfung, ausgesprochen. Wenn man nur weiss, was man 
formengebend will! 
Den untern Abschluss des Deckels bildet der Rand, der als 
Saum zu charakterisiren ist; seine ornamentalen Motive müssen 
entweder in Beziehung auf Oben und Unten indifferent sein, oder 
das Oben hervorheben. So z. B. sind Thiere, Thierköpfe, 
Ins ehriften, Wappen u. dergl. immer mit dem Scheitel gegen 
den Knopf gerichtet. Es kommt hier Alles das in Anwendung, was 
Band I,  15 über den Saum und die Bordüre gesagt worden ist. 
Die Verknüpfung mit dem Rande des Gefasses geschieht 
durch einen Astragal, dem sich noch ausscrdem ähnliche Formen,
	        
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