Hauptstück.
Fünftes
in seinen vielfachen Behandlungsarten fortwährend als die plas-
tische Materie par excellence seine volle Geltung behauptete. Nur
wegen dieser allgemeinen Wichtigkeit des Thones für alle Zweige
der in Rede stehenden Technik, deren materielle Basis er gleich-
sam bildet, und weil der Thon als erster plastischer Stoff späteren
Stoffen gewissermassen den Stil vorbahnte wonach sie sich zu
gestalten hatten, lässt es sich vielleicht rechtfertigen wenn wir
hier dem Worte eine allgemeinere Bedeutung beimessen als es
selbst bei den Griechen hatte, indem wir unter demselben zu-
nächst die gesammte Gefässkunst mit Einschluss der Gefasse aus
anderen Stoffen, z. B. derjenigen aus Metall, Holz, Elfenbein,
Glas, Stein etc. begreifen, die sämmtlich in diesem Haupt-
stück in ihren stilistischen Verwandtschaften mit der eigentlichen
Töpferwaare als zusammengehörig und von einander abhängig
zu betrachten sind; indem wir zweitens auch Gegenstände
die nur in dem Stoffe und dessen Behandlung, aber nicht in
dem Zwecke des Bildens, mit der eigentlichen Gefässkunst sti-
listisch verwandt sind, wie die Dachziegel, die Terrakottagetäfel
und in gewissem Sinne auch die Gegenstände der eigentlichen
Plastik als bildender Kunst, in den Begriff des Wortes Keramik
einschliessen möchten.
Die Erzeugnisse der keramischen Kunst standen zu allen Zei-
ten und bei allen Völkern in ausserordentlicher Achtung, sie ge-
wannen religiös symbolische Bedeutung lange vor den Zeiten
monumentaler Baukunst, welche letztere von jener bedeutend be-
einflusst worden ist, und zwar erstens in direkter Weise, dadurch
dass Werke der Keramik für die Konstruktion und ornamentale
Ausstattung der Monumente dienten, und zweitens auf indirekten]
Wege, durch die Aufnahme von Grundsätzen der Schönheit und
des Stiles, ja selbst von fertigen Formen, in die Baukunst, die
vorher an den keramischen Werken sich ausbildeten, und von
den Kunsttöpfern der vorarchitektonischen Zeiten zuerst festge-
stellt worden sind.
Die früheste und allgemeinste Anwendung dieser Kunst gilt
ohne Zweifel überall dem Bedürfniss, vornehmlich dem der Nah-
rung, des Trinkens und des Waschens; aber sie erwarb sich
durch den Gebrauch der Urnen für den Todtenkulti schon in
sehr früher Zeit eine höhere Bedeutung. Nicht nur wurden die
Ueberreste der Verstorbenen in irdenen Aschenkrügen beigesetzt,