Keramik.
Gefässtheile.
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Gilssgefässexi, theils mit Ausgussmündung, theils mit Dille,
die noch kurz zu besprechen sind.
Durch diese Ausgüsse wird der einfach aufrecht gestalteten,
nur proportionalen, Vase erst gleichsam eigenes Willensleben
und Richtung zu Theil. An ihren freien Sehweifungen, ihrer
Zweekliehkeit, ihrem wohlabgeivogenen Verhältniss zu den übri-
gen Theilen, besonders zu dem Handgriffe, bewährt sich das
wahre Genie des Töpfers, den hier der Rückenhalt seiner Scheibe
verlässt.
Wegen des an diesen Theilen sieh kundgebcnden höheren Le-
bens sind bei der Ausstattung derselben animalische Vorbilder,
wohl angebracht, von grosser Wirksamkeit, wobei die Begriffe des
Nlündens, Ausgebens und Vorstreekens auf passende hVahl sol-
cher dekorativer Motive leiten müssen. ,Doch zeigt sich die An-
wendung derartiger Symbole in zwecklich-utilitarischeln Sinne mehr
in der barbarischen Gefasskunst, wie z. B. gewisse niederländische
Kannen sich als dickleibige Personen darstellen, mit deren Kopf
der Ausguss in Verbindung steht, oder wie an indischen und
chinesischen Dillengefässen die Dille oft in Form eines Straussen-
halses oder eines Drachen erscheint, wogegen die Griechen
wohl auch Masken und andere animalische Symbole anwandten,
jedoch mehr nur in struktiver, nicht in zwecklieher Be-
g'riffsverbindung; ' auf welche Symbole noch bei
Gelegenheit des Henkels zurückzukommen ist.
f Dabei tritt allerdings auch die Absicht, durch
{igiirliehe Ornamentation die Richtung des
Gefässes, sein Vorn und Hinten, zu markiren,
K371i an den besten Mustern Gr. Vasenkunst in den
Vordergrund, wie z. B. an der beistehenden
schönen Oenochoö (YYerk des Töpfers Niko-
Wrlgyihe, sthenes. Mon. lned. 1804. 47). Am meisten aber,
wie bemerkt, beruht die Schönheit und der
AusgnvssqOenoclurä des Schmuck der Gussmündungen in ihrem kühnen
xikosthenesf und edlen Sehwunge, in der Art ihres Ansatzes
an das Gefass, in dem Ausdrucke dessen was sie bezwecken.
(Siehe die zahlreichen früher gegebenen Beispiele und die noch
folgenden.)
1 Mitunter finden
den Dachrinnen
Semper, Stil Il.
Art der wasserspeienden
symbolisirte Dillen.
14
sich allerdings in
also zwecklich
LÜWellkÜllfc