technischen Standpunkt mehr in den Hintergrund treten und
ging von einem andern Gesichtspunkt au, nämlich von der
sittlichschönen Wirkung, die ein Kunstwerk auf den Beschauer
ausübt. Ich verstehe unter sittlichschöner Wirkung: dass
das Kunstwerk als eine schöne Darstellung eines edlen Ge-
dankens auf den Geist und das Gemiith des Beschauers einen
solchen Einfluss haben soll, dass es zugleich mit der aistheti-
sehen auch dessen sittliche Bildung kräftige und erhebe, ähn-
lich wie in den Meisterwerken der alten und neueren Dichter
bei ihrer Lectiire und dramatischen Darstellung nicht allein
eine aisthetische sondern auch vorzugsweise eine ethische
Bildung liegt. Wie dies geschieht, werde ich nachher noch
berühren.
Indem es mir nun für meine Sammlung geboten war
mit wenigen Mitteln möglichst viel zu erreichen, so richtete
ich mein Hauptaugenmerk bei der Wahl der Gegenstände
darauf, meinen Schülern von solchen Kunstwerken eine leben-
dige Anschauung zu geben, deren Hauptwesen neben ihrer
technischen und historischen Bedeutung in diesem sittlich
erhebenden Einfluss lag, den sie zugleich. mit ihrer aistheti-
sehen Wirkung auf das Gemiith ausiibten.
Denn die technische und historische Betrachtung lässt
sich, wenn auch ilnvollkommen doch noch eher aus Abbildun-
gen und Lehrbüchern ergänzen. während die von mir beab-
sichtigte sittlichschöne Wirkung nur durch lebendige An-
schauung und nicht durch die meistens sehr verkleinerten
Umrisse erreicht werden kann.
Der von mir gewählte Gesichtspunkt fällt theils unter
die Gegenständliche, theils aber unter die Historische Be-
trachtungsweise und zwar unter letztere insofern, als in den
meisten Fällen gerade vorzugsweise diejenigen Kunstwerke
eine sittlichschöne Wirkung ausüben, welche in der Zeit der
höchsten Kunsthliithen entstanden, oder doch wenigstens als
Nachahmungen älterer Denkmäler solcher Zeit anzusehen sind.
Wenn von manchen Kritikern freilich behauptet wird,
das Kunstwerk habe nur den Anforderungen der Schönheit