Volltext: Appiani [i. e. Andreas] - Domenico del Barbiere (Bd. 2)

64 Anguillon  Sofonisba Anguisciola. 
 
Er hat mit den Malern Mart. Cignaroli, A. Bo- darin sie bald sich auszeichnen sollte. Jenei- 
nola, Pallavieini und Mnggi in dei- Kii-cbe S_ Brief des Salviati an Bernardino Campi bezeugt, 
Alessandro zu Mailand das Gewölbe mit einer dass schon 1554 die Werke der jungen Malerin 
Glorie aller Heiligen augggmalt, zu Rom nicht gewöhnlichen Beifall gefunden 
n nutnn Nnnm am L 131  Doch ist uns nicht überliefert, welche von ihren 
' r- Bildnissen so frühe schon dorthin gekommen; 
A  _  Paris man zu vielleicht das Selbstbildniss, das sich jetzt im 
Endlgglgäiol: ßfääeälgällgtänlyslälnhngnren ind Belvedere zu Wien befindet und mit der Jahr- 
Wnnnnln zahl 1554 bezeichnet 1st. Jedenfalls kam die 
s. Trautmann, Kunst und Kunstgewerbe etc. einem edlen Geschlecht entspmsfene lind mit 
Nörnnnnen 1369 seltenen Gaben ausgestattete Kunstlerin, die 
a r zudem Salviati die schöne Malerin von Cremona, 
nngninni0ln_ Annninninla (Angnnninln, Baldinucci anmuthig injedem Zug, in jeder Be- 
Angussuola), Familienname einiger Kiinst- Wegung nennt, bald inltahen zu Ruf und An- 
lerinnen von Cremona, Schwestern, von denen sehen- von gleichzfiltlgen Schflftstellemflnd 
sich insbesondere die ältere ausgezeichnet hat. Dichtern wurde Sle Vlelffltch gepriesen? Annlbale 
Sie waren aus ediem Hanse, die Töchter des Caro, denihrethalben eigens nach Cremona ge- 
Amilcare Anguisciola und der Signora Bianca gangen War! schrieb 1558 m? Ihren Yaterl dass 
Ponzona. Der Töchter waren sechs: Sofonisba, er nichts mehr Wünsche als lhlbßlldnlssßu bar 
die älteste, Elena, Lucia, Minerva, Europa und sitzen: um zwei Wllnder auf emmal zeugen zu 
Anna Maria. Ausserdem hatte Amilcare einen könnem das eine am solches wer? der Natur, 
Sohn, Asdnnbnle, der in Seinen späteren Jahren das andere ein Bild von solcher Meisterschaft. 
einer der Regierungsvorstände von Cremona Auch stand Sofonisba damals als Künstlerin 
war; ein Zeugniss von dem hohen Ansehen, das schon auf ihrer Höhe; denn eines ihrer Haupt- 
die Familie in ihrer Heimat hatte. bildcr trägt das Datum von 1555. Es ist das Fa- 
 milienbildniss, das schon von Vasari beschrieben 
Sofonisba An guisciola , Malerin , die worden und sich jetzt in der Galerie des Grafen 
Silteste der Schwestern. Die Zeit ihrer Geburt, Raczynski zu B e rlin befindet: die drei Schwe- 
nicht näher bekannt, wird gewöhnlich um das stern (auf einer Tafel) Schach spielend, Während 
J. 1530 gesetzt; doch fallt sie wahrscheinlich eine alte Dienerin des Hauses weiter zuriicksteht 
erst vor oder um 1535, da sich die Künstlerin (s. Verz. N0. 10). Vasari hatte das Bild zu Ore- 
auf einem Bildchen, die hl. Familie vorstellend mona im Hause des Vaters gesehen; es scheint, 
mit der Jahr-zahl 1559, noch vadolescensn nennt. dass Sofonisba damals insbesondere für ihr Hilllg 
Auch ist wol, wie wir noch sehen werden, ihr und sich selber malteund dass es auch grossen 
Todesiahr später zu setzen, als man gemeinhin Herren nicht leicht wurde, von ihr ein Bildnigs 
angenommen. Als sie schon früh Talent und zu erlangen. Kaum die Fürsten können solche 
Neigung zur Kunst zeigte, liess sie der Vater bekommen, bemerkt Annibale Caro in seinem 
1546 in die Werkstatt des Bernardino Campi Briefe an den Vater; er selber hatte mit grossei- 
eintreten, der damals der angesehenste Meister Mühe das schnlich gewünschte Selbstbildniss 
zu Cremona war und wenigstens in einigen sei- erhalten, aber kaum in dessen Besitz, man weiss 
ner Bilder zu den besten Malern dieser Schule nicht aus welcher Ursache, zu seiner grossen 
gehört. Zwar nennt Soprani  indem er wol Entrüstung es wieder herausgeben müssen. SQ- 
eine Stelle des Vasari dahin deutete  Giulio fonisba trieb offenbar die Kunst, wenn auch mit 
Campi als Lehrer der Sofonisba; allein diese be- vollständiger Uebung und Sicherheit des Kön- 
zeichnet sich selber in einem Briefe an Bcrnar- nens, als grosse Dame. Ihr eigentliches Fach war 
dino als seine Schülerin, wie auch der Maler das Bildniss; aber auch aus den Edellcuten ihre 
Francesco Salviati in einem Schreiben an den- Kundschaft zu nehmen, liess sie sich nicht häufig- 
selben (datirt von Rom den 28. April 1554) deut- llßfbel- Dagegen malte Sie öfter ihre Familie 
lich dieses Verhältnisses gedenkt. Gleichzeitig 11ml sich Selbst, Wobei Slß 8er I1 l" Verschiedenen 
mit ihr war Elena, die nächste wol nur um ein Situationen sich darstellte: einmal mit Pinsel 
Jahr jüngere Schwester, zu Bernardino in die 11ml Palette, ein andermal mit Oüenem Buch, ein 
Lehre gekommen. Beide blieben bei (liebem drittes und viertes Mal am Klavier, endlich auch 
Meister drei Jahre lang, und ohne Zweifel bil- an der Staifelei (s. Verz. No. 2-4,  Darin 
dete sich hier schon Sofonisba in allen Bedin- kam die Breite und Vielseitigkeit der Bildung, 
gungen ihrer Kunst aus, während zugleich die welche sie wirklich besass, angesucht zum Aus- 
gebildete Gattin des Campi sie in die 1iterari- druck. Sie war in der That, allen zeitgenössi- 
schen Studien eingeführt zu haben scheint. Als scheu Berichten nach, eine aussergewöhnliche 
dieser dann zu umfangreichen Arbeiten nach und geniale Natur, die mit reichen Geistesgaben 
Mailand berufen wurde, vollendeten die beiden das liebenswürdigste Wesen verband; ihr feines 
Schwestern ihre Studien bei Bernardino Gatti Verständniss für alle Kunst und Poesie, ihr an- 
(mit dem Beinamen Sojarol, und schon zu dieser regendes und geistvollcs Gespräch, ihr nhöchsg 
Zeit that sich Sofonisba in dem Fach hervor, anmuthiger Gesangs, da sie in der Musik fast
	        
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